Ach, wie ich diesen Ausspruch meiner Mutter hasste: «Spare in der Zeit, dann hast Du in der Not.» Schliesslich bin ich ein Kind des ungebrochenen Wirtschaftsaufschwungs gewesen!

Alles war damals möglich: Bauboom, Autobahnen, Ferien in südlichen Gefilden, stetig steigende Löhne. Neuer Job? Erstmals die Welt erkunden. Damals herrschte Vollbeschäftigung und es genügte eine einfache Bewerbung, um wieder in «Brot und Ehre» zu sein. Herrliche Zeiten waren das!

Qualität vor Quantität

Du ahnst es, sparen war nicht gerade eine meiner herausragendsten Tugenden. Doch während vieler Jahre meiner unbewussten «Einweihung» ins irdische Leben habe ich hin und wieder Häppchen von Einsichten erhalten, die es mir erlaubten, mein eigenes Leben erträglicher zu gestalten.

Ich musste einsehen, dass mich weder die Form, noch die Menge glücklich machen kann. Der Inhalt schon. Was übrigens mit einer Flasche gut gefüllten Biers zu beweisen ist! Auch wenn ich drei flotte Flitzer dem neidischen Nachbarn vorführen könnte, brächte mir das wohl nur kurzfristigen Lustgewinn ein. Solange nämlich, bis mir der schreckliche Nachbar vier Autos präsentieren würde. Und das Spielchen begänne wieder von vorne.

Ein Wirtschaften auf Pump

Ist es nicht exakt dieses Spielchen, das unsere Wirtschaft am Laufen hält?  Oder andersherum gefragt: Wenn sich diese ehrenvolle Tugend des Sparens – von sicher einem Fünftel unserer Industriewelt gelebt und gerne bei jeder Gelegenheit mit Stolz unterstrichen – bei den restlichen vier Fünfteln durchsetzen würde, wäre Wachstum wie bisher vorgelebt überhaupt möglich?

Ein klares Nein, denn unser Wirtschaftssystem ist auf eine permanente Verschuldung bezüglich Wachstum angewiesen. Es ist ein Wirtschaften auf Pump.

Aufwärts mit heisser Luft

Eine bittere Erkenntnis, wenn man sie erst einmal verstehen lernen will. Wohlstand für alle zu propagieren, ist wohl ein weiterer grosser Selbstbetrug unserer aktuell gelehrten Volkswirtschaftslehre. Eine bewusst genährte Illusion von ein paar wenigen Nutzniessern an uns Schafe und wir folgen ihr im guten Glauben. Immerhin haben wir doch einen Nutzen davon, zwar in grossen Abstufungen nach unten. Quasi als Bonus, weil wir treu und brav im System mitziehen.

Vor über zehn Jahren hat unser illusionäres System bedrohlich gewankt. Drohte gar abzustürzen, uns alle mitzureissen. Unsere Experten schütteten alles noch einmal mit weiteren Schulden zu, die Generationen mittels Steuern noch abtragen müssen. Heute verkünden uns die gleichen Experten vollmundig, dass es wieder aufwärts gehe. Aufwärts mit neuer heisser Luft.

Unser gefrässiges System duldet also kein Sparen.

Doch unser blauer Planet ist begrenzt und er will uns kein Diskussionspartner (mehr) sein. Er lässt uns  keine Möglichkeit für einen weiteren runden Tisch, für ein neues Gesetz oder irgendein Bail-Out-Programm. Natur ist reines Handlungsorgan. Aktion = Reaktion, ohne Wertung, ohne Pardon.

 

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