Im September ist in unserer Gegend Kartoffelernte angesagt. Auf den Feldern sieht man viele fleissige Hände, welche flink die «schlechten» Kartoffeln aussortieren.

Auch ich bin seit über 10 Jahren aktiver «Härdöpfler» (Kartoffelernte-Mitarbeiter). Manchmal ist’s mir eine Plackerei, doch meistens geniesse ich die milde Septembersonne auf der Kartoffelerntemaschine.

Die Kartoffelkinder purzeln in grosser Anzahl aus dem Boden in unsere fleissigen Hände. Es scheint dieses Jahr eine durchaus ergiebige Ernte zu geben.

Doch wer nimmt heute solches noch wahr?

Wer interessiert sich dafür, ob die Ernte der Bauern gut ausgefallen ist? Unseren Bedarf decken wir doch bei den Grossverteilern, vielleicht hie und da noch im Bio-Lädeli. Den Prozess der Aussaat, des Wachsens und Reifens und der abschliessenden Ernte haben wir aus unseren Augen verloren und deshalb macht uns dieser Zyklus auch keinen Sinn mehr.

Verständnislos nehmen wir zur Kenntnis, dass in ländlichen Gegenden noch eine «Sichlete» – eine Art Erntedankfest – gefeiert wird. Das Dankeschön an Mutter Natur, die uns wiederum für ein weiteres Jahr die Kammern gefüllt hat.

Kartoffelmama (Kunigunde Gautschin)

Eine Kartoffel kann uns viele neue Kartoffeln schenken. Mutter Natur ist überaus freigiebig. Es kann also nicht sein, dass wir in einer so begrenzten Ressourcenwelt leben müssen. Eher stimmt das Gegenteil:

Die Natur lehrt uns Fülle, und wie wir diese Fülle klug für die naturbedingte Leere zu verwenden haben.

Geniessen wir also den Herbst (das Einbringen), um dann die kommende ruhende Zeit (Winter) für unsere Regeneration zu nützen.

Leider sind das wohl nur Wunschträume.

Wir Menschen müssen auch im Winter säen und ernten.

So will es unser gefrässiges System. Es kennt keine Ruhetage. Nur ein Vorwärts, nur ein Aufwärts.

Doch «unter einem dünnen Apfelhäutchen brodelt das Chaos.» (Nietzsche)

 

 

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