Es kriselt weltweit. Die täglichen «News» aus den Mainstream-Medien erschrecken uns. Die Zukunftsaussichten für uns Menschen scheinen nicht allzu rosig zu sein.

Das lässt viele Menschen derzeit ins Grübeln kommen. Lässt uns bestenfalls über den Sinn des Lebens nachdenken.

Möglicherweise müssen wir erkennen, dass mehr Konsum und Spasskultur nicht automatisch mehr Lebensqualität bedeutet. Haben wir in den letzten Jahrzehnten unser Augenmerk lediglich auf unseren Lebensstandard gerichtet, so müssen wir heute feststellen, dass wohl der Anteil an finanziellen Mitteln, der für die Erfüllung unserer Wünsche zur Verfügung steht, schrumpft angesichts wachsender Kosten für die individuellen wie kollektiven Verpflichtungen.

Das schöne «Anything goes»  in einer globalisierten Welt ist sichtlich am Zusammenkrachen. Zaghaft lässt sich ein Nachfragen der bereits totgeglaubten, mindestens jedoch geächteten Begriffe wie «Heimat», «Tradition»und «kulturelle Identität» vernehmen. Diese Begriffe sind natürlich in globalisierten Zeiten beliebiger Austauschbarkeit ein Anachronismus. Es zählten doch bisher nur «Flexibilität» und «Mobilität». Mobil sind dabei vor allem die Arbeitsplätze, die schneller ausser Landes verschwinden, als die Statistiker subtrahieren können.

Gewinnt die eigene Lebensqualität an Bedeutung, weil etwa die wirtschaftliche Identität ins Wanken gerät?

Ich meine schon. Es ist gerade die eigene Lebensqualität, die übrig bleibt, wenn die anderen Identitäten in die Krise geraten: Die Politik, die Wirtschaft, die Umwelt.

Vielleicht lehrt uns die sich abzeichnende Weltwirtschaftskrise, dass wir uns wieder den wahren Werten zuwenden sollten.

Anstelle von Gleichmacherei, Flexibilität und Mobilität auf Regionalität und Solidarität untereinander zu setzen.

Ist es nicht besser, die bestmögliche Entwicklung der eigenen Region zu erzielen, als die möglichste Angleichung an einen ungreifbaren Durchschnitt? In meiner persönlichen Umgebung kann ich etwas bewirken, kann mich einsetzen und ein klein wenig mehr tun als für eine Region, in der ich mich fremd fühle.

Während meiner Kinder- und Jugendzeit (1960er und 1970er Jahre) erlebte ich hautnah den Aufbruch in die sog. «Moderne». Ich wurde beispielsweise von meinen Mitschülern mitleidig belächelt, weil mein Vater nicht zu bewegen war, in eine Ölheizung zu investieren. Er wollte sich nicht abhängig machen von einer Erdölindustrie, die er nicht kannte. Im Gegensatz zum eigenen Waldstück, wo er mit jedem Baum auf Du war.

Selbstredend hatten wir auch keinen Fernsehapparat im Hause. Das zerstöre nur den Familiensinn, meinte damals mein Vater.

Ich schämte mich für seine «Rückständigkeit». Doch heute gebe ich ihm posthum Recht.

Er plädierte nämlich, ohne das entsprechende Wort je zu gebrauchen, für Lebensqualität. Für ihn waren Rücksichtnehmen, Zurückstehen können, Verzicht auf alles, was nicht notwendig ist, ehrliche Bemühungen zugunsten des allgemeinen Wohls. Das seiner Familie, das seines sozialen Umfelds.

Lebensqualität bedeutet geistiges, seelisches und körperliches Wohlbefinden, aber auch ein intaktes soziales und menschliches Umfeld.

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