Es war wieder einmal eine wunderbare Nacht; der tiefschwarze Himmel ganz mit Sternen übersät. Richtig romantisch. Das nahmen wir (meine Ehefrau und ich) zum Anlass, gemütlich im Garten ums Feuer zu höckeln und zu «brichten» (erzählen).

Dann kamen auch noch die Nachbarn, angelockt durchs Feuerlein, zu uns in die traute Runde. Wir kamen auf die sog. ‚Dorforiginale‘ zu sprechen.

Auch hier in Utzenstorf, wie sicher in jedem Dorf weltweit, gab es sie. Knorrige ‚Originale‘, die sich einen Deut um die öffentliche Meinung scherten und meistens eine liebenswürdige Macke hatten, die sie einzigartig machte.

Wir fragten uns, ob es sie wohl noch geben mag. Möglicherweise seien sie wohl endgültig ausgestorben, weil unsere Zeit eben lieber den stromlinienförmigen, mainstreamigen Menschen bevorzuge. Als Einwohner wie als Arbeitssklave.

Badhansekarli in jüngeren Jahren (Foto: Weinbauverein Dielenberg Oberdorf BL)

Ich selbst erinnere mich gerne an ein urwüchsiges Dorforiginal. Allgemein war er nur unter seinem Dorfnamen ‚Badhansekarli‘ bekannt.

Er war Junggeselle, wohnte in einem ehemaligen Bauernhaus, das ihm gehörte. ‚Badhansekarli‘ war ein richtiges Sammeltierchen. Das ganze Haus zeugte von seiner Leidenschaft. So konnte er sein Bett nicht mehr zum Schlafen benützen. Er schlief einfach sitzend am Küchentisch, wo er sich extra ein kleines Plätzchen dafür ausgespart hatte.

Ich hätte da einige Müsterchen über ihn zu erzählen. Das würde jedoch den Rahmen dieses Beitrags sprengen. Deshalb werde ich nun auf eine Episode aus seinem Leben zurückgreifen, die exemplarisch für seine pfiffig-brummige Art gewesen ist.

 

Der ‚Badhansekarli‘ war stolzer Besitzer eines Rebstückes an einem sonnig-südlichen Hang in meinem Heimatdorf.

Er teilte seine Leidenschaft mit einigen anderen Hobbywinzern, die sich in einem Verein zusammengetan hatten, um mit geeinten Kräften ein süffiges Tröpfchen herzustellen, was ihnen übrigens in der Zwischenzeit auch bestens gelungen ist: Himmellüpfer.

Nach einem katastrophalen Frühling und einem noch katastrophaleren Sommer hingen die Winzerwolken ganz tief, denn es war einfach auszumachen, dass es heuer keine Traubenernte geben würde.

Nur einer stimmte nicht in den allgemeinen Jammerchor mit ein: Unser ‚Badhansekarli‘.

Klammheimlich bestellte er nämlich im Tessin kistchenweise köstliche Trauben, die er dann über Nacht von Samstag auf Sonntag an seine Rebstöcke hängte.

War das eine Sensation! Die sonntäglichen Spaziergänger trauten ihren Augen nicht. Wie ein Lauffeuer ging’s durch’s Dorf:

«Dem ‚Badhansekarli‘ sind über Nacht Trauben gewachsen!»

 

 

 

 

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