Viel beschäftigte Promis jeder Art verraten gerne ihren Traum von «mehr Musse». Ihr Wunsch nach Faulheit gehört zum imagefördernden Repertoire. Arbeitslose werden hingegen für den gleichen Tatbestand gesellschaftlich verachtet.

Nach dem gestrigen Beitrag über den «Inneren Schweinehund» möchte ich mich heute eines weiteren Tabus annehmen: Der Faulheit. Darüber haben sich schon die verschiedensten Geister erregt. Auch hochgeachtete Dichterseelen drechselten im Schweisse ihres Angesichtes Reime über die Faulheit:

Lasst uns faul in allen Sachen,
Nur nicht faul zu Lieb‘ und Wein,
Nur nicht faul zur Faulheit sein.

» Gotthold Ephraim Lessing

Doch wir vergöttern Arbeit als Selbstzweck und propagieren ein «Recht auf Arbeit». Selbst die weitgehend verschwundene schwere körperliche Arbeit wird künstlich wieder zum Leben erweckt. Mittlerweile zahlen unzählige Fitness-Clubmitglieder hohe monatliche Mitgliedsbeiträge für die Simulation schweisstreibender Knochenarbeit, anstatt wie Grossvater im Akkord dafür bezahlt zu werden. Und die Krankenkassen zahlen dann noch einmal für reihenweise auftretende Bänderrisse und Bandscheibenschäden…

Dem setzte » Paul Lafargue einst sein «Recht auf Faulheit» entgegen. Der Schwiegersohn von Karl Marx schrieb nämlich:

«Eine seltsame Sucht beherrscht die Arbeiterklasse aller Länder … Es ist dies die Liebe zur Arbeit, die rasende bis zur Erschöpfung der Individuen und Nachkommenschaft gehende Arbeitssucht. Statt gegen diese Verirrung anzukämpfen, haben die Priester, die Ökonomen und die Moralisten die Arbeit heilig gesprochen».

Der 2013 verstorbene französische Chansonnier » Georges Moustaki glaubte auch an ein natürliches Recht auf Faulheit. Dabei hat er seine Arbeit immer geliebt. Aber viele Leute arbeiteten – so sein Credo – nur, um Geld zu verdienen. Er würde jedem raten, weniger zu arbeiten. Wer weniger arbeite, arbeite besser. Wenn man mehr als zwei Stunden am Tag arbeite, tue man es nicht mehr mit dem Vergnügen, dabei wirklich etwas von sich selbst zu geben. Es gehe nicht darum, in der Hängematte zu liegen, sondern darum, zu leben und sich bewusst zu sein, was das Leben bedeute.

 

 

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