Kinder lernen spielend durch Nachahmung, darin sind sich viele einig. Doch was, wen und wie sie nachahmen, darüber gibt es unter Experten rege Diskussionen.

Früher waren Verantwortliche bestrebt, mit kindgerechten Büchern, Radio- und Fernsehsendungen die Kreativität und die Erlebnisfähigkeit der Kinder zu fördern.
Wie meine Leserinnen und Leser wissen, durfte ich selbst zahlreiche nahrhafte Delikatessen für meine Kinderseele geniessen. Einige Radiosendungen inspirierten mich sogar zu künstlerischem Schaffen, wie das folgende Beispiel zeigt:

Als Kind war ich ein begeisterter Radiohörer und fühlte mich ungemein dazu angeregt, das Gehörte stimmlich nachzuahmen. Ich erinnere mich gut an die Hörspielreihe mit dem kleinen Zauberwicht «Wiplala». Dieses etwa fingergrosse Wesen wurde von den anderen Wiplalas verstossen, weil es nicht gut genug zaubern (tinkeln) konnte. Zwar konnte Wiplala Menschen und Tiere problemlos in Stein verwandeln, aber das Rückzaubern misslang oft.

Die Tontechniker des Hörspiels manipulierten die Stimme des Wiplala-Sprechers durch Beschleunigung der Tonspur, sodass Wiplala in einer kehligen, hohen Stimme sprechen konnte, was uns Kinder ungemein belustigte.

Bald konnte ich diese Stimme perfekt imitieren, indem ich meine Stimme in den Kehlkopf verlagerte. Meine Klassenkameraden waren von dieser Stimmakrobatik fasziniert und bekamen nicht genug davon – sehr zum Leidwesen des Lehrers.

P.S. Die Abenteuer von Wiplala stammen von der bekannten niederländischen Kinderbuchautorin Annie M.G. Schmidt (1911–1995). Für mich gehört es zu den seltenen Kinderbüchern, die vollkommen verzaubern. Spannung, Heiterkeit und Staunen liegen in jedem Kapitel eng beieinander. Ideal als Vorlesebuch!

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