2010 lebte ich für ein paar Monate in Wien. Ich war noch nicht lange dort, da machte ich mit ein paar Kumpels in einer urigen Gasthausbrauerei ab. 

Wir trafen uns also da, frohgemut und redeten über Gott, Göttinnen und die Welt.

Dem vorzüglich eigengebrauten Bier – ich bevorzugte ein köstliches Rauchbier – sprachen wir tüchtig zu. Ein Krug gab sich dem anderen. Es wurde spät und spät machte ich mich zu Fuss auf den Heimweg.

Mitten im Nachhauseweg überfiel mich ein unwiderstehlicher Drang, mich von allerlei Bierigem zu befreien. Doch überall nur Häuserschluchten und immer wieder Fussvolk.

Ich «Landei» hatte es – ganz im Gegensatz zu meinen stadtgewohnten Mitzechern – unterlassen, mich vor dem Nachhauseweg regelkonform im Wirtshaus zu erleichtern.

Hier gibt’s das mundige Rauchbier. Ein Besuch lohnt sich: 7STERNBRÄU, Siebensterngasse 19, 1070 Wien (7. Bezirk)

Das rächte sich jetzt fürchterlich.

Der Drang wurde immer stärker und ich immer bleicher. Was sollte ich nur tun? Mir eine ordentliche Busse wegen öffentlichen Urinierens einhandeln? Dazu war ich dann doch zu geizig.

Gottseidank, im allerletzten Augenblick kam mir «Landei» die erlösende Idee: Restaurant-Toilette. Für Frauen natürlich naheliegend. Für uns Männer eine bahnbrechende Eingebung.

Das legendäre 7Stern Rauchbier

Doch es war wie verhext. Kein Restaurant weit und breit. Nur schnöde Hausfassaden. Ich betete zum Biergott, dass er mir den nötigen Durchhaltewille schenken möge und redete meiner arg gebeutelten Blase gut zu. Hin und wieder machte ich Halt, um die Beine zu kreuzen.

Endlich konnte ich innerlich jubeln. Eine etwas schmuddelige Bar tauchte vor meinen in der Zwischenzeit vernebelten Augen auf.

Ich nix wie rein.

Verzweifelt suchte ich das Männchen bzw. den heiligen Ort des göttlichen Lokus.

Dank des Barkeepers, der meine Notsituation in Sekundenbruchteilen erfasste, fand ich mich alsbald im Paradies wieder.

Ach, war das eine Erleichterung. Alle, die Gleiches schon mal durchmachen mussten, können mir da sicher nachfühlen.

P.S. Zuhause im heimeligen Gotthelfdorf kann ich mich getrost auf den Heimweg machen, nachdem ich einige Bierchen auswärts gezwitschert habe.

Ich weiss, dass mich der Heimweg einige Minuten durch einen Wald führt und meine lieben Baumfreunde haben gar nichts dagegen, mir den nötigen Schutz bei der obligaten Biererleichterung zu gewähren.

Es lebe das ländliche Leben!

 

 

 

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