In einer Zeit, in der die Welt sich unaufhörlich zu verändern scheint, sind es oft die einfachen, zeitlosen Werte, die uns am meisten fehlen. Einer dieser Werte ist die Achtung vor der Natur, eine Einstellung, die leider zunehmend verloren geht, besonders bei der jüngeren Generation.

Doch woher kommt dieses unachtsame Tun, das uns dazu bringt, die Schönheit unserer Umwelt zu missachten und sie stattdessen mit Unrat zu übersäen?

In meiner Kindheit wurde mir von meinem Vater die Bedeutung dieser Achtung eindrücklich vermittelt. Er lehrte mich, dass der Wald nicht nur ein Ort der Stille und Schönheit ist, sondern auch das Zuhause einer vielfältigen Tierwelt. «Sei ruhig im Wald», pflegte er zu sagen, «um die Tiere nicht zu stören.» Diese einfache Weisheit, die ich schon als Kind verstand, legte den Grundstein für mein Verständnis und meine Liebe zur Natur.

Doch nicht nur die Ruhe im Wald war meinem Vater wichtig, sondern auch das Prinzip, nichts liegen zu lassen. «Nimm deine Abfälle mit und hinterlasse den Rastplatz schöner, wie du ihn vorgefunden hast», ermahnte er mich stets. Diese Worte haben sich tief in mein Gedächtnis eingebrannt und prägen noch heute mein Handeln.

Doch neben der praktischen Notwendigkeit, unseren Müll zu entsorgen, vermittelte mein Vater mir auch eine fantastische Vorstellung: Die Idee, dass im Wald nicht nur die Tierwelt lebt, sondern auch Zwerge, Elfen und Kobolde, die traurig sind, wenn man achtlos etwas liegen lässt.

Als Kind leuchtete mir sofort ein, dass ich nicht nur für die sichtbare Welt, sondern auch für die unsichtbare Welt verantwortlich bin, die uns in Märchen und Sagen begegnet. Diese Vorstellung öffnete mein Herz für die Magie der Natur und lehrte mich, dass jede Handlung, sei sie noch so klein und unbedeutend, Auswirkungen auf die Welt um uns herum hat.

So wurde das Abfallsammeln nicht nur zu einer praktischen Pflicht, sondern auch zu einem Akt der Verbundenheit mit den unsichtbaren Bewohnern des Waldes, die ebenso wie wir Menschen einen sauberen Lebensraum verdienen.

Diese kindliche Vorstellung mag auf den ersten Blick naiv erscheinen, doch sie enthält eine tiefere Wahrheit. Denn hinter dieser Vorstellung verbirgt sich das Bewusstsein, dass wir nicht allein auf dieser Welt sind und dass unsere Handlungen Auswirkungen auf andere Lebewesen haben. Diese einfache, aber wichtige Lektion ist es, die vielen von uns heute fehlt.

In einer Zeit, in der Kinder und Jugendliche zunehmend von Bildschirmen und virtuellen Welten umgeben sind, fehlt es oft an einem echten, unmittelbaren Kontakt zur Natur. Statt draussen zu spielen und die Schönheit der Natur zu entdecken, verbringen viele Stunden damit, vor Bildschirmen zu sitzen und digitale Welten zu erkunden. Dabei geht nicht nur die körperliche Aktivität verloren, sondern auch die Möglichkeit, eine tiefe Verbindung zur Natur aufzubauen.

Doch wie können wir diese Verbindung wiederherstellen? Es braucht mehr als nur Appelle und Verbote. Es braucht Verständnis und ein offenes Herz. Wir müssen den Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit geben, die Natur zu erleben und zu verstehen. Dazu gehört es, sie in die Wälder und Wiesen zu führen, ihnen die Vielfalt der Tier- und Pflanzenwelt zu zeigen und sie für die Schönheit und Fragilität unserer Umwelt zu sensibilisieren. Darüber hinaus müssen wir auch die Fantasie und Kreativität unserer Kinder fördern. Denn nur wenn sie lernen, die Natur nicht nur als Ressource, sondern als lebendiges, magisches Reich zu sehen, werden sie auch bereit sein, sie zu schützen und zu respektieren.

Geschichten spielen dabei eine entscheidende Rolle. Denn Geschichten sind nicht nur Unterhaltung, sondern auch ein Mittel, um Wissen zu vermitteln und Werte zu verinnerlichen. Durch das Erzählen von Geschichten über die Natur können wir nicht nur das Interesse der Kinder wecken, sondern auch ihr Verständnis und ihre Verbundenheit mit der Umwelt vertiefen. So wird der Wald nicht mehr nur zu einem Ort der Schönheit, sondern auch zu einem Ort der Fantasie und Abenteuer, an dem Kinder die Natur nicht nur sehen, sondern auch spüren und erleben können.

Es sind oft die einfachen Werte, die uns Halt geben und uns daran erinnern, wer wir sind und woher wir kommen. Die Achtung vor der Natur ist einer dieser Werte, der nicht nur uns selbst, sondern auch den kommenden Generationen zugutekommen wird. Lasst uns also gemeinsam dafür kämpfen, dass diese Verbindung zur Natur nicht verloren geht, sondern im Gegenteil, dass sie gestärkt wird, für eine Welt, die wir stolz unseren Kindern und Enkeln hinterlassen können.

 

Pin It on Pinterest