Viele kulturhistorische Museen in der Schweiz besitzen eine beeindruckende Anzahl historisch wertvoller Volkskunstgegenstände, die seit Jahrzehnten in dunklen Archiven verborgen sind. Dadurch verliert die Schweizer Bevölkerung den Zugang zum eigenen künstlerischen Erbe vergangener Epochen.

Ein herausragendes Beispiel für die Pflege dieses Erbes ist das Haus zum Dolder in Beromünster. Dieses Museum beherbergt eine vielfältige Privatsammlung von Schweizer Volkskunst. Besonders erwähnenswert ist die «Flüehli-Glas-Sammlung», die hauptsächlich aus klaren Glasobjekten des 18. und 19. Jahrhunderts besteht, gefertigt von Glaskünstlern aus dem Entlebuch.

Auch das Regionalmuseum Chüechlihus in Langnau zeigt eine bedeutende Sammlung dieser Glaskunst.

Die Geschichte der schweizerischen Glasindustrie beginnt eigentlich erst im 17. Jahrhundert, obwohl bereits zuvor in kleinen Hütten Glas hergestellt wurde. Die meisten Glasmacher kamen aus dem Schwarzwald, wahrscheinlich aufgrund von Holzmangel in ihrer Heimat. Im Entlebuch, Schangnau, Muotathal und im Guldental bei Balsthal gründeten sie ihre Hütten.

1723 zum Beispiel siedelten die Brüder Josef, Peter und Michael Siegwart von Windberg im Schwarzwald nach Entlebuch über und errichteten ihre erste Glashütte im «Südel» bei Sörenberg. 1837 verlegten sie ihre Produktionsstätte in den «Rohrbach» in der späteren Gemeinde Flühli.

Der Betrieb in Flühli beschäftigte etwa 40 bis 50 Personen und produzierte hauptsächlich in Genossenschaft mit der 1818 gegründeten Hütte Hergiswil. Die meisten Produkte waren Massenware, aber einige Glasmeister arbeiteten noch auf eigene Rechnung. Gemeindepolitische Schwierigkeiten, Holz- und Sandmangel sowie internationale Konkurrenz führten 1869 zum Erlöschen der letzten Öfen und 1889 zum Abbruch der Hütten. Die prächtigen Häuser der Glasmeister im Entlebuch zeugen noch heute vom einst regen Leben der Region.

Was ursprünglich als Alltagsgeschirr begann – verzierte Becher, Tassen, Flaschen und Krüge – wurde später zu einem weltweit begehrten Sammelobjekt: das berühmte Flüehli-Glas.

 

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