Im 19. Jahrhundert waren die Ländlerkapellen noch nicht standardisiert. Neben den reinen Saitenensembles, der Streichmusik, und volkstümlichen Bläserensembles lassen Fotos aus dem ausgehenden Jahrhundert aus Bläsern und Streichern gemischte Ensembles erkennen.

Diese individuellen Gruppierungen wurden entweder als Buuremusig bezeichnet oder trugen den Namen der Familienkapelle beziehungsweise des Leiters wie zum Beispiel die Seppli-Musig (nach Josef Metzger aus Trins) oder die Fränzli-Musig (nach dem legendären blind geborenen und 1895 verstorbenen Franz Waser aus Sent). Der Name jener Kapelle ist heute zum Begriff für eine Engadiner-Besetzung mit Violine, Klarinette, Trompete, (Handharmonika) und Bassgeige geworden. Von einer weitern Familienkapelle – der Hudelimusig aus Einsiedeln – soll sich die abschätzige Bezeichung Hudigäggeler für schweizerische Ländlermusik herleiten lassen.

Um 1880 wird der Begriff Ländlerkapelle bekannt, der von 1900 an ausschliesslich für die Besetzung Klarinette (Saxophon), Schwyzerörgeli (Akkordeon) und Zupfbass gilt.

Seit den 1960er Jahren wird in der Schweiz Ländlermusik im Bündner, Berner und Innerschweizer Stil unterschieden:

  • Der Bündner Stil
    Für den Bündner Stil, der nicht nur auf den Kanton Graubünden beschränkt ist, gilt das Ländlerquintett (zwei Klarinetten, zwei Schwyzerörgeli und Bassgeige) als Merkmal. Die Melodie obliegt den beiden Klarinetten (in B, häufiger in A), während die übrigen Instrumente für die harmonische und rhythmische Begleitung besorgt sind.
  • Der Berner Stil
    Den Berner Stil erkennt man an der chromatischen Handharmonika, lang ausgehaltenen Begleitnoten, einer den Jodel imitierenden Klarinettenmelodie und an einer gewissen Vorliebe für das Schwyzerörgeli-Duett.
  • Der Innerschweizer Stil
    Für den Innerschweizer Stil ist eine Ländlerbesetzung mit Klavier und das rasche Spiel typisch, wobei die Melodie nicht nur von der Klarinette – häufig auch die etwas grelle Klarinette in C – sondern auch von der chromatischen Handharmonika bestritten wird.

In allen Stilen werden dreiteilige, höchstens 32 Takte lange Tänze wie Ländler, Walzer und Mazurka im Dreivierteltakt und Schottisch, Polka, Marsch im Zweivierteltakt gespielt. Auffallend sind die überwiegenden Dur-Tonarten.

Bereits 1890 wurde die erste Ländlermusik auf Wachswalze und von 1920 an auf Schallplatten gespielt. Seit der Gründung des Schweizer Radios (1922) hat die Ländlermusik grosse Verbreitung durch den Äther gefunden. Seit 1971 treffen sich die Ländlermusikanten alle vier Jahre an einem Eidgenössischen Ländlermusikfest. Sie sind organisiert im Verband Schweizer Volksmusik.

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