Die Hölle war überfüllt, und eine lange Schlange Wartender schlängelte sich bis zum Eingang. Angesichts dieser Situation sah sich der Teufel gezwungen, persönlich einzugreifen.

Er trat vor die Menge und verkündete mit donnernder Stimme: «Es ist alles so voll hier, dass nur noch ein einziger Platz frei ist. Dieser soll dem schlimmsten Sünder von euch allen zuteilwerden. Wer von euch hat Mord auf dem Gewissen?»

Er blickte forschend in die Runde und lauschte den Geschichten der Verfehlungen, die ihm zugetragen wurden. Doch nichts schien ihm verwerflich genug, um dafür den letzten verfügbaren Platz in der Hölle zu vergeben.

Nachdem er viele abgewiesen hatte, fiel sein Blick auf einen Mann, den er noch nicht befragt hatte. «Wie steht es mit Ihnen – dem Herrn, der dort abseits steht? Was haben Sie verbrochen?»

«Nichts», entgegnete der Angesprochene ruhig. «Ich bin ein guter Mensch und nur durch ein Missverständnis hier. Ich dachte, die Leute würden hier Schlange stehen, um Einlass zu einem Konzert zu erhalten.»

«Aber irgendetwas müssen Sie doch getan haben», insistierte der Teufel. «Jeder Mensch sündigt irgendwann.»

«Ich habe wohl die Übeltaten anderer gesehen», räumte der gute Mensch ein, «aber ich hielt mich stets davon fern. Ich sah, wie Menschen ihre Mitmenschen verfolgten, sie hungern liessen und sogar in die Sklaverei verkauften; wie sie auf den Schwachen herumtrampelten und die Rechte der Armen mit Füssen traten. Überall um mich herum profitierten Menschen von Übeltaten jeder Art. Ich allein widerstand der Versuchung und unterliess jegliches Handeln.»

«Absolut nichts?», fragte der Teufel ungläubig. «Sind Sie sich wirklich sicher, dass Sie all das mit angesehen haben und nichts unternommen haben?»

«Vor meiner eigenen Tür», bestätigte der gute Mensch.

«Und Sie haben wirklich nichts getan?», wiederholte der Teufel.

«Nein, nichts!»

«Kommen Sie herein, mein Sohn, der Platz gehört Ihnen!»

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