Ich beschäftige mich seit vielen Jahren mit der «ländlich geprägten Kultur» und ernte dadurch Unverständnis, denn ich bin aus Sicht der urbanen Gesellschaft Teil einer rückwärtsgewandten, konservativen Bewegung.

Irgendwie habe ich doch dieses Ausgrenzen, dieses Vorverurteilen, wider besseres Wissen, bereits kennengelernt? Wo und wann denn nur?

Dank meiner frühen Geburt (1956) habe ich hautnah den Siegeszug der Jugendkulturen miterlebt. Mit deren Insignien habe auch ich mich geschmückt und damit den engen Horizont meiner Lehrer herausgefordert.

Ihre Ansicht über die Rockmusik und deren Protagonisten war einfach gestrickt und v.a. bezogen sie ihr erstaunliches Wissen darüber aus ihrer unreflektierten konservativen Weltanschauung:

Rockmusik macht drogensüchtig, Rockmusik stürzt das kultivierte Abendland in den Abgrund.

Kurzum: Wir Kids waren allesamt mitschuldig an diesem Untergang. Kein Lehrer machte sich je die Mühe, mit uns zusammen diese unsere Welt zu entdecken.

Einmal mussten wir nach erfolgtem «Drogenaufklärungsunterricht» einen entsprechenden Vortrag halten. Ich erinnere mich noch gut an unseren Streberling. Er bekam eine ausgezeichnete Note, weil er in seinem Vortrag den Jimi Hendrix eindeutig als Drogensüchtigen entlarvte.

Ich möchte mit diesem Müsterchen den Vergleich zur jetzt laufenden Debatte «Volkskultur» ziehen. Auch hier halten sich die Vorurteile wacker. Obwohl diese kritischen Menschen sich nie bis selten mit den verschiedenen Ausdrucksarten der sog. «Volkskultur» auseinandergesetzt haben, legitimieren sie sich, weil kritisch, als Erklärer*innen und Modernisierer*innen eben  dieser «Volkskultur»…

Diesen Beitrag habe ich anlässlich des von Pro Helvetia initiierten Programms «echo -Volkskultur zwischen Tradition und Innovation» (2006–2008) geschrieben.

 

 

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