Als Konzertveranstalter fällt man hie und da auch irrationale Entscheidungen. Trotz aller Rechnereien, trotz Hitparade-Verdächtigkeit, trotz Medien: Auch der Impresario ist halt nur ein Mensch.

Die Neue Deutsche Welle (NDW) hat mich anfangs der 80er Jahre nicht nur als Konzertveranstalter sondern auch persönlich fasziniert. Deshalb machte ich so einige Konzerte mit damaligen NDW-Bands. Noch ein paar Worte zur NDW:

Die Neue Deutsche Welle entstand Ende der 1970er Jahre und reichte  bis in die frühen 1980er Jahre hinein. Sie war Teil einer globalen Bewegung von Punk und New Wave, die sich durch eine eigenständige deutsche Identität auszeichnete. Die NDW entstand in einem Kontext gesellschaftlichen Wandels und politischer Unruhen in Westdeutschland. Diese Ära war geprägt von Protesten gegen Atomkraft, Umweltverschmutzung und dem Wunsch nach einer neuen kulturellen Identität nach den traumatischen Erfahrungen des Zweiten Weltkriegs.

Die NDW wurde von einer Vielzahl internationaler Einflüsse inspiriert, darunter Punk, New Wave, Elektronische Musik und Glam-Rock. Sie zeichnete sich durch ihren experimentellen und eigenwilligen Stil aus, der minimalistische Arrangements, elektronische Klänge und oft provokante Texte kombinierte. Die Künstler der NDW spielten mit genderübergreifenden Looks und rebellierten gegen die Konventionen der traditionellen deutschen Musikszene.

Zu den wichtigsten Künstlern der NDW zählen Trio mit ihrem Hit «Da Da Da», Nena mit «99 Luftballons», Falco mit «Der Kommissar», Ideal mit «Blaue Augen», DAF (Deutsch Amerikanische Freundschaft) und Nina Hagen. Diese Künstler trugen auf ihre Weise zum Erfolg und zur Popularität der NDW bei und erreichten mit ihren Hits nicht nur in Deutschland, sondern auch international die Spitzen der Charts.

Auch in der Schweiz blühte die NDW auf. Bekannte Bands wie Grauzone, mit Stephan Eicher und seinem Bruder, brachten den einzigartigen Sound auch hierzulande auf die Bühnen. Und natürlich Vera Kaa!

Ja, genau, Vera Kaa, die schillernde Schweizer Sängerin, die mit ihrer einzigartigen Stimme und ihrem unverkennbaren Stil die NDW-Szene bereicherte. Ihre energiegeladene Präsenz, ihr unverkennbarer Stil und ihre einzigartige Stimme zogen mich magisch an. Ich beschloss kurzerhand, einen Gig mit ihr zu veranstalten. Wer weiss, vielleicht würde sich mein Traum erfüllen und ich würde sie nicht nur persönlich kennenlernen…

Mit ihrer hochkarätigen Band, bestehend aus den Musikern Claude Rizzo, Daniel Faesch, Snoopy Seemann, Jamy Blitz, Sigi Distel und Dany Glinzz, brachte sie die Bühnen stets zum Beben. Besonders hervorzuheben war Hanns «Haurein» Hanneken am Schlagzeug, dessen mitreissendes Spiel das Publikum in seinen Bann zog.

Also buchte ich die Festhalle in Laufen für das Konzert mit der Vera Kaa Band. Es war ein eisiger Februartag, doch das hielt die eingefleischten Vera Kaa-Fans nicht vom Besuch ab. Die Halle war nämlich rappelvoll. Als Supporting Act hatte ich die auch nicht ganz unbekannte «Bo Katzman Gang» aus Basel gebucht, die das Publikum ordentlich vorheizte. Doch der Höhepunkt des Abends war natürlich Vera Kaa und ihre Band. Sie spielten ein fast zweistündiges Set, das das Publikum mit all ihren Hits mitriss und begeisterte. Die Stimmung war elektrisierend, die Energie auf der Bühne spürbar.

Und während ich hoffnungsvoll auf ein mögliches Treffen mit Vera Kaa wartete, wurde ich auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Nach dem Konzert blieb mir nur noch die Aufgabe, ihre Sprayereien mit dem Tag «Vera Kaa war hier» aus der Garderobe wieder zu entfernen.

Merke: Als Impresario bleibt man stets im Hintergrund. Man hoffe nie auf amouröse Abenteuer.

Doch trotz des Ärgers, den ich mit ihren Sprayereien hatte, bleibt Vera Kaa für mich doch eine faszinierende Persönlichkeit, die die schillernde Welt der NDW auf ihre ganz eigene Art und Weise geprägt hat.

 

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