Feiern als Lebenskunst – eine Hommage an das Leben

Es gibt eine Haltung dem Leben gegenüber, die keine Erklärung braucht, keine Verteidigung und keine Dogmen.

Eine Haltung, die nichts ausschliesst, nichts verteufelt, sondern alles als Ausdruck von etwas Grösserem, etwas Unaussprechlichem versteht. Eine Haltung, die sagt: Nicht der Verzicht, sondern die Freude ist die höchste Form der Dankbarkeit.

In einer Welt, die oft vom Mangel erzählt – vom ständigen Streben nach mehr, vom Durchhalten, vom Funktionieren –, klingt der Gedanke fast ketzerisch: Was wäre, wenn das Leben selbst nicht durch Askese und Zurückhaltung, sondern durch das bedingungslose Ja seine höchste Verwirklichung fände?

Vielleicht ist das Leben nicht etwas, das wir zu ertragen oder zu optimieren haben. Vielleicht ist es ein Geschenk – wild, unberechenbar, überraschend. Und vielleicht ist alles, was wir brauchen, um ihm gerecht zu werden, der Mut, es zu lieben.

Nicht in der Zukunft, nicht im Jenseits, nicht unter Bedingungen – sondern hier und jetzt.

Wer das Leben liebt, beginnt, es in all seinen Erscheinungsformen zu sehen: im Rascheln der Blätter, im Lachen eines Kindes, in einer dampfenden Tasse Tee an einem stillen Nachmittag. Es braucht keine Erklärung, kein Ziel, keine geistige Überhöhung. Das Leben selbst ist das Heilige.

Es gibt keine Trennung zwischen oben und unten, zwischen dem Körper und der Seele, zwischen dem sogenannten Weltlichen und dem sogenannten Spirituellen. Alles gehört zusammen. Die Leiter, auf der wir stehen, ist eine einzige – vom ersten Schritt bis zum letzten. Jede Stufe zählt.

Auch das Begehren gehört dazu, die Lust, das Scheitern, die Müdigkeit, der Stolz. Der Körper ist kein Hindernis auf dem Weg zur Tiefe – er ist der Weg. Wer ihn ablehnt, verliert das Tor zur Erfahrung. Wer ihn achtet, entdeckt vielleicht das Staunen wieder.

Feiern heisst nicht oberflächlicher Genuss, sondern tiefe Zustimmung. Es heisst: Ja sagen zum Leben, wie es ist. Mit all seinen Brüchen, seiner Zärtlichkeit, seinem Unverständlichen.

Ein paar persönliche Gedanken zum Schluss:

Ich habe in meinem Leben erfahren, dass man das Heilige oft dort findet, wo man es nie vermutet hätte – im Unscheinbaren, in einer Begegnung, in einem einfachen Moment des Friedens. Es sind diese Augenblicke, in denen ich das Leben nicht begreifen, sondern nur spüren kann.

Ich glaube, es geht nicht darum, das Leben zu verbessern, zu kontrollieren oder zu erklären. Es geht darum, ihm zu vertrauen – und es zu feiern. Nicht immer laut, nicht immer fröhlich. Aber immer echt.

Vielleicht ist genau das unsere Aufgabe: Nicht über das Leben zu urteilen – sondern es zu bejahen.

 

2 Kommentare

  1. Peter

    Es lebe der Moment. Endlich weiss ich warum ich so gerne feiere. Sehr guter Blog in der heutigen Zeit.

  2. Hanspeter Gautschin

    Danke Peter.

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Ich bin Hanspeter Gautschin, Erzähler und Autor von BodeständiX – Geschichten, die bleiben.

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