Es gibt Gefühle, die uns erheben.
Und solche, die uns in die Tiefe ziehen.
Die einen feiern wir.
Die anderen fürchten wir.
Freude – sie ist willkommen. Sie bringt Licht, Weite, ein Aufatmen.
Trauer – sie kommt oft ungebeten. Und bleibt länger, als uns lieb ist.
Aber was, wenn beides zusammengehört?
Ein Baum wächst nicht nur nach oben.
Er wächst auch nach unten.
Was wir sehen – das Blattwerk, das Lichtspiel, die Ausdehnung –,
ist nur die halbe Wahrheit.
Die andere Hälfte liegt im Verborgenen.
Im Dunklen.
Dort, wo sich die Wurzeln ausbreiten.
Dort, wo nichts glänzt, nichts gefeiert wird.
Aber alles beginnt.
So ist es auch mit uns.
Die Freude bringt uns zum Strahlen.
Die Trauer bringt uns zur Essenz.
Sie nimmt uns das Leichte.
Aber sie gibt uns Tiefe.
Sie nimmt uns den Glanz.
Aber sie schenkt uns Wurzeln.
Wer nur das Helle will, bleibt flach.
Wer das Schwere nicht meidet, wächst in die Tiefe.
Und Tiefe ist nicht das Gegenteil von Freude.
Sie ist ihr Fundament.
Manchmal ist die Trauer keine Einladung zum Rückzug.
Sondern zur Verwurzelung.
Nicht als Absturz. Sondern als Rückbindung an das, was trägt.
Nur wer in der Tiefe war,
kann das Licht wirklich halten.
Nicht flüchtig.
Nicht überspielt.
Sondern durchdrungen.
Denn Freude ohne Tiefe bleibt Lächeln.
Freude mit Tiefe wird Leuchten.
So ist das Leben vielleicht wie ein Baum:
die Krone will in den Himmel,
die Wurzel ins Dunkel –
und dazwischen: wir.
Ein Gleichgewicht aus oben und unten.
Aus Strahlen und Schweigen.
Aus Ausdehnung und Hingabe.
Je mehr wir wachsen wollen,
desto tiefer müssen wir auch bereit sein, zu sinken.
Nicht, um zu bleiben.
Sondern um Halt zu finden.
Damit das Leben uns nicht verweht,
wenn es einmal stürmt.
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