Rudolf Gelpke (1928–1972) war ein Mann voller Kontraste und Leidenschaft, der von der orientalischen Welt zutiefst fasziniert war. Als Islamwissenschaftler und Drogenforscher widmete er sein Leben der spirituellen Suche und dem Austausch zwischen Orient und Okzident.
Durch seine Arbeit und seine Reisen tauchte er nicht nur in fremde Kulturen, sondern auch in die Tiefen der menschlichen Psyche ein. In diesem Beitrag werfe ich einen Blick auf Gelpkes Leben und seine beeindruckenden Beiträge zur Kultur- und Geistesgeschichte.
Kindheit in Waldenburg und Weg zur Wissenschaft
Rudolf Gelpke wurde in Waldenburg geboren, als Sohn des Nationalrats und Rheinschifffahrtspioniers Rudolf Arnold Gelpke. Aufgewachsen in einer Familie mit starkem Pioniergeist, zog es Gelpke nach der Maturität zunächst zur Literatur und Philosophie. Er studierte in Basel, Berlin und Zürich Islamwissenschaft, Ethnologie und Religionsgeschichte und fand bald seine wahre Leidenschaft: die orientalische Mystik. Unter der Leitung des bekannten Islamwissenschaftlers Fritz Meier an der Universität Basel spezialisierte sich Gelpke auf den Sufismus – die mystische Dimension des Islam. Sein Studium der islamischen Spiritualität und Philosophie vertiefte sich noch durch Reisen und Expeditionen, bei denen er den Orient nicht nur erforschte, sondern auch zu seiner zweiten Heimat machte.
Ein Leben zwischen zwei Welten: Der Orient als Wahlheimat
Gelpkes Liebe zur orientalischen Kultur und Sprache prägte sein gesamtes Leben. Trotz seiner schweizerischen Wurzeln fühlte er sich dem Orient so verbunden, dass er seine Tagebücher auf Persisch, in Farsi, schrieb. Dieser Schritt zeigt, wie tief sein Verständnis und seine Identifikation mit der persischen Kultur waren. Diese Verbundenheit führte dazu, dass Gelpke 1963 in den Iran zog, wo er den mystischen Zweig des Islam, den Sufismus, intensiv erforschte und schliesslich zum Islam konvertierte. Unter dem Namen Mostafa Eslami fand er eine neue spirituelle Heimat. Sein Bezug zum Orient blieb jedoch nicht ohne kritische Reflexion. So analysierte er in seinen Schriften das Spannungsfeld zwischen dem westlichen Fortschrittsgedanken und der inneren Spiritualität des Orients. Gelpke sah die westliche Zivilisation als eine, die sich zunehmend von spirituellen Werten entfernte, während er im Orient eine tiefe Sehnsucht nach innerer Einkehr und Mystik wahrnahm.
Spirituelle und Mystische Suche: Hinter den Schleiern der Realität
Gelpke war mehr als ein Wissenschaftler – er war ein spiritueller Sucher, der danach strebte, das Wesen der Schöpfung zu ergründen. Seine Faszination für die Mystik zeigte sich nicht nur in seiner akademischen Arbeit, sondern auch in seinen persönlichen spirituellen Erfahrungen. Gelpke interessierte sich für Zustände des Bewusstseins jenseits der alltäglichen Wahrnehmung und führte in Zusammenarbeit mit dem berühmten Basler LSD-Entdecker Albert Hofmann Selbstversuche mit Rauschmitteln durch. Diese «Reisen in den Weltraum der Seele», wie er sie nannte, waren für Gelpke eine Möglichkeit, die Schleier der normalen Wahrnehmung zu durchdringen und neue Einsichten in die menschliche Psyche und das Wesen der Schöpfung zu gewinnen. In seinem Buch Vom Rausch im Orient und Okzident beschreibt Gelpke seine Erfahrungen und die kulturellen Unterschiede in der Nutzung von Rauschmitteln. Für ihn waren diese Substanzen kein Selbstzweck, sondern ein Werkzeug zur Erweiterung des Bewusstseins. Er sah Parallelen zwischen den mystischen Erfahrungen des Orients und den psychedelischen Reisen, die durch Substanzen wie LSD und Psilocybin ausgelöst werden können.
Der Kulturvermittler: Verstehen statt Verurteilen
Eine der grossen Leistungen von Rudolf Gelpke war sein Bemühen, Brücken zwischen verschiedenen Kulturen zu schlagen. Seine Arbeit als Übersetzer und Autor von wissenschaftlichen Texten und Essays ging weit über reine Informationsvermittlung hinaus. Gelpke war ein Brückenbauer, der es verstand, kulturelle Unterschiede zu erklären und dabei die wechselseitige Befruchtung der westlichen und östlichen Welt hervorzuheben. Er glaubte, dass die Globalisierung zu einem unvermeidlichen kulturellen Austausch führen würde, aber er warnte auch vor den Konflikten und Spannungen, die daraus entstehen könnten. Gelpke sah die kulturelle Vielfalt als wertvoll an und plädierte dafür, dass die westliche Welt die spirituellen Werte des Orients respektiert und integriert, anstatt sie zu vereinnahmen oder zu ignorieren.
Wissenschaft und Spiritualität vereint: Gelpkes Werk und Vermächtnis
Gelpke veröffentlichte zahlreiche Bücher, Übersetzungen und Essays, die bis heute von grosser Bedeutung sind. Seine Werke wie Von Fahrten in den Weltraum der Seele und Vom Rausch im Orient und Okzident sind eindrucksvolle Zeugnisse seiner Forschung und seiner spirituellen Suche. In diesen Texten verbindet er wissenschaftliche Präzision mit einer tiefen persönlichen Reflexion über das Menschsein und die Grenzen des Bewusstseins. Sein Nachlass, der unveröffentlichte Manuskripte, Tagebücher und Essays umfasst, zeugt von einem intensiven Leben des Denkens und Forschens. Gelpke verstand sich selbst als Mystiker, dessen Arbeit eine Synthese aus westlichen und östlichen Einflüssen darstellte. Die mystischen Orden im Iran, die er erforschte, waren für ihn Beispiele für eine tiefe, nach innen gerichtete Religiosität, die er im materialistisch orientierten Westen oft vermisste.
Ein kurzes, intensives Leben: Der frühe Tod und die bleibende Faszination
Rudolf Gelpke starb 1972 im Alter von nur 44 Jahren an den Folgen eines Gehirnschlags. Sein Tod hinterliess eine Lücke, nicht nur in der akademischen Welt, sondern auch in der interkulturellen Verständigung zwischen dem Orient und dem Okzident. Die intensive Zeit, die er den Kulturen des Nahen Ostens widmete, hinterliess jedoch ein reiches Erbe, das bis heute in der Wissenschaft und der Spiritualität nachklingt. Gelpkes Werk und seine spirituelle Suche sind ein faszinierendes Beispiel für die Begegnung und den Austausch zwischen verschiedenen Kulturen und Weltanschauungen.
Rudolf Gelpke: Ein faszinierender Geist zwischen den Welten
Rudolf Gelpkes Leben und Werk erinnern uns daran, dass die Grenzen zwischen Wissenschaft und Spiritualität, zwischen Orient und Okzident, durchdrungen und verstanden werden können. Seine mystische Reise, sein Engagement für den kulturellen Austausch und seine spirituellen Erfahrungen machen ihn zu einer aussergewöhnlichen Persönlichkeit, die weit über die Grenzen der Islamwissenschaft hinauswirkt. Gelpkes Arbeit bleibt bis heute ein bedeutendes Beispiel dafür, wie sich Wissenschaft und Mystik, Ratio und Rausch, Hand in Hand miteinander entwickeln können. Sein Vermächtnis ist eine Einladung, den Dialog zwischen den Kulturen und den Blick hinter die Schleier der Realität weiterzuführen.
Eigene Werke
- Persisches Schatzkästlein. Geschichten des Orients, den Quellen nacherzählt und illustriert mit 8 bisher unveröffentlichten Miniaturen (1957): In diesem Werk erzählt Gelpke orientalische Geschichten nach und bereichert sie mit bisher unveröffentlichten Miniaturen.
- Ewiges Morgenland. Nachdichtungen orientalischer Poesie und Prosa aus arabischen und persischen Originaltexten (1958): Hier präsentiert Gelpke Nachdichtungen von Poesie und Prosa aus arabischen und persischen Originaltexten, die die zeitlose Schönheit des Orients widerspiegeln.
- Von Fahrten in den Weltraum der Seele: Berichte über Selbstversuche mit LSD und Psilocybin (1962): In diesem Buch berichtet Gelpke über seine Selbstversuche mit psychedelischen Substanzen wie LSD und Psilocybin, die er gemeinsam mit Albert Hofmann und Heribert Konzett durchführte.
- Vom Rausch im Orient und Okzident (1966): Dieses Werk untersucht die kulturellen Unterschiede im Umgang mit Rauschmitteln und reflektiert über die Erweiterung des Bewusstseins durch deren Gebrauch.
Übersetzungen und Nachdichtungen
- Nizami: «Die sieben Geschichten der sieben Prinzessinnen» (1959): Gelpke übertrug dieses klassische persische Werk ins Deutsche und verfasste ein Nachwort dazu.
- Nizami: «Leila und Madschnun» (1963): Eine weitere Übersetzung eines bedeutenden persischen Werkes, in der Gelpke die tragische Liebesgeschichte von Leila und Madschnun ins Deutsche übertrug und kommentierte.
- Saadi: «Hundertundeine Geschichte aus dem Rosengarten: Ein Brevier orientalischer Lebenskunst»: In dieser Sammlung präsentiert Gelpke ausgewählte Geschichten aus Saadis «Golestan», die die orientalische Lebenskunst und Weisheit vermitteln.
Diese Werke spiegeln Rudolf Gelpkes tiefes Verständnis und seine Wertschätzung für die orientalische Kultur wider und haben wesentlich zur Vermittlung persischer Literatur im deutschsprachigen Raum beigetragen.
Danke Hanspeter für den Beitrag von Rudolf Gelpke. Wenn ich mich nicht täusche, hatte einige Kinder, ider war es evt ein Bruder?
Wünsche Dir eine schöne Fasnacht
Uf wiedergüggs
Dorli Naegelin
Danke Dorli für Deinen Kommentar. Also: Rudolf Gelpke war der Sohn des Rheinschifffahrts-Pioniers Rudolf Arnold Gelpke. Rudolf Gelpke (1928–1972), der Orientalist und Islamwissenschaftler, hatte einen Sohn aus seiner ersten Ehe mit Liliane-Denise Rommel. Er heisst Basil und wohnt in Zürich und teilweise in Thailand.
Die Mutter von Rudolph war eine Straumann aus dem Doktorhaus. Schwester von Roland Straumann. Deswegen der Kauf der Villa. Der Bruder Wendelin hatte 7 Kinder aus mehreren Ehen. Die Mutter der ersten drei stammte aus der Familie Engelhorn. Die Villa wurde vor ca. 15 Jahren vom Sohn des Wendelin komplett restauriert, da dieser verstorben ist. Das Haus ist immer noch im Besitz der Familie Gelpke.