Die Romantik, eine der prägendsten kulturellen Bewegungen Europas, entstand gegen Ende des 18. Jahrhunderts und zog sich durch das frühe 19. Jahrhundert.

Sie markierte eine Zeit, in der sich Künstler, Schriftsteller und Philosophen von den strengen Dogmen der Aufklärung und der vorherrschenden Vernunftgläubigkeit abwandten und sich stattdessen der Tiefe des menschlichen Gefühls und der Natur zuwandten.

Ursprünge und gesellschaftliche Hintergründe

Die Romantik entstand als eine Reaktion auf die radikalen Veränderungen, die die industrielle Revolution und die politischen Umwälzungen wie die Französische Revolution mit sich brachten. Diese Ereignisse veränderten die gesellschaftliche Landschaft Europas grundlegend und führten zu einem Gefühl der Entfremdung und des Verlusts. Romantiker suchten nach einer Rückkehr zu einem idealisierten, oft mittelalterlich gefärbten Zustand, der vor allem durch eine tiefgreifende Verbindung zwischen Natur und Mensch gekennzeichnet war.

Philosophische Grundlagen

Philosophisch gesehen, war die Romantik eine Abkehr von der rationalen Weltanschauung der Aufklärung. Denker wie Jean-Jacques Rousseau prägten die Bewegung mit ihrer Betonung auf Emotion und Intuition als Quellen der Erkenntnis. Rousseau postulierte, dass der Mensch von Natur aus gut sei, aber durch die Gesellschaft verdorben werde – ein Gedanke, der tief in das romantische Misstrauen gegenüber der modernen Zivilisation eingraviert war.

Schlüsselfiguren der Romantik

In Deutschland waren es Dichter wie Novalis (Friedrich von Hardenberg), der mit seiner Forderung nach einer «Poetisierung der Wissenschaften» eine neue Art des Denkens und Fühlens propagierte. Seine Werke, insbesondere das Fragment «Die Christenheit oder Europa», bieten eine visionäre Perspektive auf ein vereintes Europa, das durch spirituelle und kulturelle Bande verbunden ist, im Gegensatz zu politischer oder ökonomischer Dominanz.

Ludwig Tieck und die Brüder Schlegel trugen ebenfalls bedeutend zur literarischen Romantik bei, indem sie die Mittelalterliche Poesie neu belebten und die Bedeutung von Kunst und Poesie als zentrale Ausdrucksformen menschlicher Erfahrung betonten.

Die Romantik in der Kunst

In der bildenden Kunst verliehen Künstler wie Caspar David Friedrich der Romantik Ausdruck durch Landschaftsbilder, die das Erhabene der Natur betonten und eine tiefe, fast spirituelle Reflexion über die Stellung des Menschen in der Welt anregten. Friedrichs berühmtes Gemälde «Der Wanderer über dem Nebelmeer» (s. Foto) symbolisiert diese Sehnsucht nach Überblick und Verständnis in einer immer unübersichtlicher werdenden Welt.

Romantische Musik

In der Musik führte die Romantik zu einer Betonung des Emotionalen und Expressiven, was sich in den Werken von Komponisten wie Ludwig van Beethoven und später Franz Schubert zeigt. Ihre Musik, reich an Leidenschaft und oft mit einem tiefen Gefühl der Melancholie oder des inneren Kampfes, brach mit den strengen Formen der Klassik und suchte nach neuen Wegen, um das Innerste der menschlichen Seele zu erreichen.

Die Romantik beeinflusste nachhaltig die Entwicklung der westlichen Kunst und Literatur und hinterliess Spuren, die weit ins 20. Jahrhundert reichen. Sie inspiriert dazu, über die mechanischen Grenzen der modernen Welt hinauszudenken und sie mit Staunen und Ehrfurcht zu betrachten.

Ich schwöre seit Jahren auf meine heissgeliebte Romantik.

Für mich war und ist sie der letzte grosse Versuch, der Entzauberung der Welt durch Wissenschaftsgläubigkeit und die Herrschaft der Vernunft die Intelligenz des Herzens und der Gefühle entgegenzusetzen.

Sie ist mehr als nur eine kulturelle Epoche für mich; sie ist mir Lebenshaltung geworden. Inspiriert von Menschen, die schon damals den Machbarkeitswahn späterer Zeiten ahnten, bietet die Romantik eine Perspektive, die in ihren vielfältigen Ausdrucksformen erzählt, was im Leben wirklich wichtig ist.

Titelbild: Die Tageszeiten: Der Abend, 1821-1822, von Caspar David Friedrich

 

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