Öffentliche Gelder für nicht elitäre Kultur einzuholen, schien vor drei Jahrzehnten noch als ein Ding der Unmöglichkeit. Teils auch heute noch.

Dass solches jedoch mit ein bisschen Schlitzohrigkeit, Humor und Kenntnis der Strukturen möglich gewesen ist, möchte ich mit einer amüsanten Geschichte aus meiner bunten Vergangenheit belegen.

So um die Jahrhundertwende (19./20. Jahrhundert) lebte im Waldenburgertal, ganz genau in Niederdorf, ein munteres Knechtli.

Das war der «Gempenmeier», Knecht in der herrschaftlichen Mühle zu Niederdorf.

Der machte in seiner kargen Freizeit «chächi Buuremusig». Unter anderem spielte er zu fortgerückter, feuchtfröhlicher Stunde gerne seinen «Oberdörfer Suffmarsch». Und die Oberdörfer hatten begreiflicherweise nicht eitel Freude daran.

Auf jeden Fall hatte Ende 1980er Jahre ein Oberdörfer Urgestein, mir selber in vielen kulturellen Aktionen verbunden, diesen «Suffmarsch» entdeckt * und sich in den Kopf gesetzt, diesen Marsch für Blasmusikvereine neu schreiben zu lassen, um ihn dann anlässlich einer pompösen Erstaufführung dem Oberdörfer Musikverein zu schenken.

Doch leider kostete ein solches Unterfangen schon damals eine Stange Geld.

Das Urgestein wollte deshalb eine grossangelegte Sammelaktion starten, was wiederum ich nicht wollte.

Vielmehr gelüstete mich das Einholen öffentlicher Gelder. Ich war nämlich zuvor ein paar Jährchen im Kulturamt angestellt gewesen und kannte deshalb die Köpfe und deren Ausschüttungsmechanismen aus dem Effeff.

Eigentlich schien es unmöglich, Gelder für den «Suffmarsch» loszueisen. Volkskulturelles passte damals nicht in die eng ausgelegte Kulturförder-Ideologie.

Doch gerade dies beflügelte meine Phantasie…

Ich schaffte es wirklich, dass der Kanton erstmals einen Förderbeitrag – mehr noch: Einen Kompositionsbeitrag – für die Volkskultur ausschüttete.

Die  Oberdörfer erlebten auf jeden Fall eine zünftige Erstaufführung.

Und dem «Gempenmeier» geschah posthum Ehre und Gerechtigkeit: Er charakterisierte in seinem «Suffmarsch» die Oberdörfer Eigenart wirklich haargenau…

PS: Heute firmiert der «Suffmarsch» unter dem unverfänglichen Titel «Oberdörfer Banntagsmarsch».

* Via Erich Roost, Gelterkinden, Gründer der «Oberbaselbieter Ländlerkapelle». Die ‚Oberbaselbieter Ländlerkapelle‘ hat übrigens den «Oberdörfer Suffmarsch» auf ihrer CD ‚Nid zum brämse‘ auch verewigt.

 

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