Sicherheit – eine Illusion?

Es gibt Gedanken, die sich erst langsam im Innern einnisten – nicht, weil sie schwer zu verstehen wären, sondern weil sie schwer zu akzeptieren sind.

Einer davon ist dieser: Sicherheit ist eine Illusion.

Das Leben ist nicht sicher. Die Liebe ist nicht sicher. Nichts, was lebendig ist, lässt sich festhalten oder garantieren. Und je lebendiger etwas ist, desto unberechenbarer wird es.

Wir mögen Rituale, Pläne, Versicherungen, feste Rahmen. Das gibt Halt – für einen Moment. Doch in Wahrheit wissen wir nie, was der nächste Augenblick bringt. Ein Anruf kann alles verändern. Ein einziger Satz. Eine plötzliche Einsicht. Oder ein leiser Abschied, der sich ins Leben schleicht, ohne anzuklopfen.

Ich glaube, ein Teil von uns weiss das ganz genau. Und weil diese Unsicherheit beunruhigt, suchen viele Menschen den Weg in eine Art inneren Schutzraum – oft unbewusst. Sie legen sich einen Panzer zu, der mit den Jahren immer dicker wird: aus Gewohnheit, aus Vermeidung, aus vorgetäuschter Kontrolle.

Wer wenig fühlt, hat auch weniger zu verlieren. Wer nichts wagt, muss nicht scheitern. Wer sich nicht wirklich einlässt, bleibt unverwundbar. Aber: Ist das noch Leben – oder schon ein vorweggenommener Rückzug?

Manchmal begegnen mir Menschen, die wie eingefroren wirken. Funktionierend. Angepasst. Unauffällig. Und ich frage mich, ob da nicht einmal ein Funke war, ein echtes Brennen – das irgendwann, vielleicht aus Angst vor Verletzung oder Verlust, langsam erstickt wurde.

Natürlich verstehe ich diesen Wunsch nach Sicherheit. Ich kenne ihn selbst. Es ist menschlich, sich nach Verlässlichkeit zu sehnen. Nach einem Boden unter den Füssen. Aber das Leben ist nun einmal kein festes Fundament. Es ist ein Fluss. Und wer darauf besteht, dass er stehenbleibt, wird untergehen.

Vielleicht ist genau das die Einladung: uns nicht an der Sicherheit festzuklammern, sondern das Vertrauen zu lernen. Nicht in ein bestimmtes Ergebnis, nicht in ein garantiertes Morgen – sondern ins Leben selbst. In seine Kraft, seine Wandlungsfähigkeit, seine unerschöpfliche Bewegung.

Jeder Atemzug ist ein Geschenk, kein Besitz. Er kann geschehen – oder auch nicht. Es gibt keine Garantie, nur die Gegenwart. Nur jetzt.

Und vielleicht liegt darin sogar eine grosse Freiheit. Denn wenn nichts sicher ist, dann ist auch nichts endgültig verloren. Auch das gehört zur Wahrheit: Das Leben ist offen. Und genau darin liegt sein Zauber.

Was bedeutet für dich Sicherheit – und wo beginnt für dich Vertrauen? Wenn du magst, teile deine Gedanken gern im Kommentarbereich.

 

 

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Ich bin Hanspeter Gautschin, Erzähler und Autor von BodeständiX – Geschichten, die bleiben.

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