Fünfzig Tage sind vergangen, seitdem wir Ostern gefeiert haben. Nun ist Pfingsten und in weiten Teilen der Schweiz muss am Pfingstmontag niemand zur Arbeit und niemand zur Schule. Ein Grund zu feiern!

Doch was feiern wir eigentlich? Die Bedeutung des Festes ist kaum bekannt.

Auch mir war früher die Bedeutung von Pfingsten eher unbekannt. In der Sonntagsschule wurde mir zwar durch die beiden «Fräuleins» Heid, die auch einen urigen Krämerladen im Dorf führten, gelehrt, dass wir an Pfingsten die Ausgiessung des Heiligen Geistes feiern. Laut Bibel sei der Heilige Geist eine der drei Erscheinungsformen, unter denen Gott sich zeigen kann. Der Heilige Geist sei nämlich den Aposteln als Flammen aus Feuer erschienen. So konnten sie den Heiligen Geist sehen und allen von Jesus und Gott erzählen.

Diese gutgemeinte Erklärung half mir jedoch nicht weiter; das heilige Pfingstfeuer wollte sich einfach nicht entfachen. Doch plötzlich, ich hatte mich von einer sportlichen Niete zu einem respektablen Leichtathleten gewandelt, verspürte ich diesen Pfingst-Spirit ganz stark. Einfach in einer anderen Form, als es mir in der Sonntagsschule gepredigt worden ist.

Immer über die Pfingsttage organsierte unser damaliger Jugileiter und Leichtathletiktrainer Rolf Schmutz (wir nannten ihn «Schmuro»), selbst ein starker Zehnkämpfer, ein Pfingst-Trainingslager in Oberdorf. Er lud dazu die Turn- und Leichtathletikvereine des Baselbiets ein, ihren talentierten Leichtathletiknachwuchs ins Pfingsttrainingslager zu entsenden.

Rolf Schmutz

Rolf Schmutz hat es immer wieder geschafft, bekannte Leichtathletik-Koryphäen als kompetente Trainingsleiter ins Pfingstlager einzuladen. Damals in den 1960er und 1970er Jahren gab es so einige Baselbieter Leichtathleten, die nicht nur national, sondern auch international brillierten. Zum Beispiel der Hürdenläufer Daniel Riedo, der Sprinter Hansruedi Widmer, der Zehnkämpfer Werner Duttweiler, der Hammerwerfer Ernst Ammann, der Mittelstreckenläufer Rolf Gysin (Niederdorf) u.v.m.

Für uns Jugendliche war das natürlich eine zusätzliche Motivation, uns für dieses Pfingstlager zu qualifizieren.

Ich spürte also diesen speziellen Pfingstgeist schon Tage vor Pfingsten. Ich war voller Vorfreude auf diese drei Tage, die ich mit hochkarätigen Leichtathleten verbringen durfte. Wir mussten übrigens für dieses Pfingstlager nichts bezahlen. Unterkunft, in der damaligen unteren Turnhalle, und Essen waren kostenlos.

Ich erlernte damals im Zusammensein mit später erfolgreichen Leichtathleten wie Bruno Schindelholz, Rico Freiermuth, Roland Dalhäuser, Stephan Niklaus u.v.m. nicht nur die neuartige Technik des «Fosbury Flops», sondern auch die richtige Hürdentechnik, die mir damals, so ich mich recht entsinnen mag, Daniel Riedo beigebracht hatte.

Ich möchte an dieser Stelle noch etwas weiter auf Rolf Schmutz eingehen. Er war auch lange Zeit Oberturner im TV Oberdorf und war massgeblich daran beteiligt, die Oberdörfer zu einer kantonalen Leichtathletikmacht aufzubauen. Regelmässig konnten sich die Oberdörfer Zehnkämpfer mit Lorbeerkränzen schmücken.

Nicht genug damit. Mit dem Jugend B-Nachwuchs der Jahrgänge 1950/51 erreichte er im SVM-Final (SVM = Schweiz. Vereinsmeisterschaft) den hervorragenden 3. Rang. 1970 verfehlte er – auch mit der Jugend B der Jahrgänge 1956/57 – um ein paar mickrige Punkte den Final. Immerhin erzielten wir damals – ja, ich war auch dabei – das fünftbeste Resultat in der Schweiz.

Die alte Waldweidhütte

Gerne erinnere ich mich auch an die legendären Jugi-Herbstlager auf der Waldweide. Wir logierten in der alten und klapprigen Waldweidhütte des Skiclubs Basel (heute frisch renoviert und im Besitze des SAC Baselland). Wir wanderten, sangen, spielten und hatten einfach eine Riesen-Gaudi. Im ersten Lager waren lediglich «Schmuro» und Hans Scheidegger jun. für das Lager zuständig. Sie kochten auch gemeinsam für uns – jeden Tag Teigwaren! Am Schlussabend gab dann Hans Scheidegger Schnitzelbänke zum Besten. An einen kann ich mich noch bestens erinnern:

Z’Nacht im Bett chasch Gschichte ghöre.
Zwee so Chläus tüe bständig schnörre.
Die Gschichte sy gar wunderbari…
Vom Manndli und vom Bächler-Kari.

Rolf Schmutz hat Unglaubliches für die Jugend (auch im Skiclub) in Oberdorf und Umgebung geleistet. Wir haben nicht nur sportlich, sondern v.a. auch menschlich davon profitiert.

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