Traumdiebe – und wie Du ihnen entkommst

 

Zwei Dinge im Leben sind sicher: der Tod und die Steuer.
– Benjamin Franklin

In der Schweiz kommt vielleicht noch ein Drittes dazu. Etwas, das in keinem Gesetzbuch steht, aber tief in unserer Alltagskultur verwurzelt ist:

Die Neigung, Träumen zu misstrauen.

Solange Du klagst, zuhinterst in der Warteschlange stehst oder Dich über die Politik ärgerst, bist Du willkommen. Man hört Dir zu. Man nickt. Man ist sich einig, dass alles irgendwie den Bach runtergeht. Jammern verbindet.

Doch wehe, Du wagst es, aus dieser Stimmung auszubrechen.
Wehe, Du richtest Dich auf und sagst:
«Ich habe einen Traum.»
Nicht im Pathos eines Weltverbesserers. Sondern schlicht. Persönlich. Wahr. Vielleicht willst Du Dich selbstständig machen, ein Buch schreiben, eine kleine Pension am See eröffnen oder einfach ein Leben führen, das nicht nur funktioniert, sondern zu Dir passt.

Dann schlägt die Stunde der Traumdiebe.

Sie kommen nicht mit erhobenem Zeigefinger. Sie kommen mit Sätzen, die vernünftig klingen.
«Das ist riskant.»
«Das lohnt sich doch nicht.»
«Wieso gibst Du das auf – Du hast es doch gut?»
Oder ganz beliebt: «Träum nicht so viel.»

Diese Sätze sind wie kleine Stiche. Sie kommen leise daher – aber sie tun weh. Vor allem, wenn sie von Menschen kommen, die Dir nahe stehen. Menschen, die es vielleicht gut meinen. Oder nicht anders gelernt haben, als im Rahmen des Gewohnten zu denken.

Warum manche Menschen Träume nicht mögen

Nicht, weil sie böse sind. Sondern weil Dein Traum sie erinnert.
An ihre eigenen, lange vergrabenen Träume.
An Wege, die sie nicht gegangen sind.
An Entscheidungen, die sie aus Sicherheit oder Angst getroffen haben.

Dein Mut wirft ein Licht auf ihr eigenes Zögern.
Und was macht man mit einem Licht, das zu hell ist?
Man versucht, es zu löschen. Oder wenigstens zu dimmen.

Deshalb hörst Du plötzlich Zweifel, wo vorher Zustimmung war. Und je klarer Dein Traum wird, desto lauter wird der Widerstand.

Der klügste Umgang mit Traumdieben

Der wichtigste Schritt: Versuche nicht, sie zu überzeugen.

Wenn Du Dich rechtfertigst, hast Du schon verloren. Denn jeder Erklärungsversuch lenkt Dich ab vom Wesentlichen: dem Gehen Deines Weges.

Träume sind empfindlich. Sie brauchen Schutz, wie ein zartes Pflänzchen. Und sie gedeihen nicht in endlosen Diskussionen, sondern im Tun. Im Ausprobieren. Im Weitergehen, auch wenn Du zweifelst.

Du musst niemandem beweisen, dass Dein Traum richtig ist.
Du musst ihn nur leben.

Träumen ist kein Luxus – es ist eine Notwendigkeit

In einer Zeit, in der alles auf Effizienz, Sicherheit und Anpassung getrimmt ist, sind Träume keine Spinnereien. Sie sind Widerstand. Ein stiller, aber kraftvoller Akt der Selbstbestimmung.

Ein Traum sagt:
«Ich gestalte mein Leben.»
Und genau das macht manchen Angst.

Doch Du bist nicht auf der Welt, um die Erwartungen anderer zu erfüllen. Du bist hier, um herauszufinden, was Deins ist – und es dann mit Herz und Beharrlichkeit umzusetzen.

Lass Dir Deine Träume nicht stehlen. Nicht von Bürokratie, nicht vom Alltag – und schon gar nicht von jenen, die selbst längst vergessen haben, wie man träumt.

Der Weg ist nicht immer leicht.
Aber er lohnt sich.

Denn der Moment, in dem Du auf Dein Leben zurückblickst und sagen kannst: «Ich habe es wenigstens versucht.»
– das ist unbezahlbar.

 

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Ich bin Hanspeter Gautschin, Erzähler und Autor von BodeständiX – Geschichten, die bleiben.

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