Der Juni ist der Monat des Lichts. Die Tage sind lang, die Sonne steht hoch am Himmel, und die Natur erreicht den Höhepunkt ihrer Kraft.
Der Name Juni leitet sich vom römischen Wort Iunius ab, das entweder mit Juno, der Göttin von Ehe und Geburt, oder den Iuniores, den jungen Menschen Roms, in Verbindung steht.
In vielen Kulturen wurde der Juni als Tor zum Sommer gefeiert. Bei den Kelten markierte er mit den Sonnenwendfeuern den höchsten Stand der Sonne. Die Germanen verehrten in dieser Zeit Baldur, den lichten Gott, während im christlichen Brauchtum Johannisnacht und Johannistag am 24. Juni tief mit der Sommerwende verknüpft sind.
Die Natur in voller Fülle
Der Juni ist der Monat der Reife. Die Wiesen stehen in voller Blüte: Margeriten, Glockenblumen und Mohn leuchten in kräftigen Farben. In den Bauerngärten entfalten Rosen, Pfingstrosen und Lavendel ihren süssen Duft. Am Waldrand reifen die ersten Walderdbeeren, klein, aber von intensivem Geschmack.
Die Luft ist erfüllt vom Summen der Bienen, die unermüdlich Nektar sammeln. Die Schmetterlinge, die schon im Mai zaghaft flatterten, tanzen nun in grosser Zahl über Wiesen und Felder. Besonders der Admiral und das Tagpfauenauge lassen sich häufig auf sonnenwarmen Steinen nieder.
Die Wälder sind nun tiefgrün und schattig, ein kühler Rückzugsort an heissen Tagen. Die Amseln singen schon früh am Morgen, während die letzten jungen Vögel ihre Nester verlassen und sich an die Selbstständigkeit gewöhnen. Besonders auffällig ist der Kuckuck, dessen Ruf noch bis zur Sonnenwende zu hören ist, bevor er verstummt.
Auch das Wasser wird lebendig: Frösche quaken in den Teichen, Libellen tanzen über die Wasseroberfläche, und Fischschwärme gleiten durch das klare Licht. Der Juni ist die Zeit der Karpfen- und Hechtlaichzeit, in den seichten Uferzonen erkennt man das aufgewühlte Wasser.
Mit den langen Tagen kommt auch die Wärme. Die Sonne steigt höher, und die ersten heissen Mittage lassen das Korn auf den Feldern goldgelb werden. In den Gärten reifen die ersten Früchte: Erdbeeren, Kirschen und Johannisbeeren, süss und schwer vom Sonnenlicht.
Sommersonnenwende – das Licht auf dem Höhepunkt
Der 21. Juni markiert die Sommersonnenwende, den längsten Tag des Jahres. Überall in Europa wurde dieser Wendepunkt mit Festen und Feuern begangen – ein Dank an das Licht, das nun in seiner vollen Kraft steht, aber bereits den kommenden Abschied ankündigt.
Bei den Kelten war die Sommersonnenwende ein heiliger Tag, an dem man die Sonnenkraft ehrte. Man entzündete grosse Feuer, die die Felder segnen und böse Geister vertreiben sollten. Auch heute noch werden in ländlichen Gegenden Johannisfeuer entzündet – eine Erinnerung an dieses uralte Ritual.
Doch mit der Sonnenwende beginnt das Jahr sich langsam wieder zu neigen. Unmerklich werden die Tage kürzer, und das volle Licht trägt bereits den Schatten des kommenden Herbstes in sich.
Der Johannistag – das Fest der Schwelle
Der 24. Juni, der Johannistag, ist dem heiligen Johannes dem Täufer gewidmet. Doch das Fest hat tiefere Wurzeln: Schon lange vor dem Christentum feierte man an diesem Tag den Höhepunkt der Sommersonne.
In der Volksmedizin heisst es, dass Johanniskraut, das um den Johannistag blüht, besonders heilkräftig ist. Es wurde früher als Schutzkraut gesammelt und in Haus und Stall aufgehängt. Auch die Johannisbeeren verdanken diesem Tag ihren Namen – denn um den 24. Juni sind sie reif.
Die Zeit um die Sonnenwende gilt in vielen Traditionen als magische Schwelle. Es ist eine Zeit, in der nach altem Volksglauben Elfen und Geister besonders aktiv sind. Auch der Tau, der in der Johannisnacht fällt, soll heilende Kräfte besitzen.
Der Juni als Monat der Lebensfreude
Der Juni ist noch ein Monat des Wachstums, der Kraft und der ungebrochenen Fülle. Die Natur zeigt sich in ihrer ganzen Schönheit, das Leben pulsiert. Der Juni lädt uns ein, das Licht zu feiern – und den Moment in vollen Zügen zu geniessen.
Wer genau hinsieht, spürt jedoch schon die leisen Vorboten des Wandels. Die ersten Ähren beginnen sich zu neigen, das satte Grün der Wiesen zeigt erste goldene Schimmer, und die Tage, die eben noch immer länger wurden, halten plötzlich inne.
Noch aber ist alles in Balance. Der Juni ist die Zeit des Hochsommers – eine Brücke zwischen Licht und Reife, zwischen Blüte und Ernte.
Erklärungen zu den Begriffen:
- Juno – Römische Göttin der Ehe, Geburt und Schutzpatronin der Frauen. Der Monat Juni könnte nach ihr benannt sein.
- Iuniores – Die «jüngeren» Generationen im alten Rom, die dem Juni ebenfalls ihren Namen gegeben haben könnten.
- Sommersonnenwende – Am 21. Juni erreicht die Sonne ihren höchsten Stand. Dieser längste Tag des Jahres wurde in vielen Kulturen mit Feuer- und Lichtfesten gefeiert.
- Johannistag (24. Juni) – Christliches Fest zu Ehren von Johannes dem Täufer, das eng mit der alten Sonnenwendfeier verbunden ist.
- Johannisfeuer – Grosse Feuer, die um die Sommersonnenwende entzündet wurden, um das Licht der Sonne zu ehren und Schutz für Feld und Vieh zu erbitten.
- Johanniskraut – Eine Heilpflanze, die um den 24. Juni blüht. Ihr wird eine stimmungsaufhellende Wirkung zugeschrieben.
- Kuckucksruf – Der Kuckuck ist einer der auffälligsten Vögel des Frühlings. Seine Rufe verstummen meist kurz nach der Sommersonnenwende.
- Baldur – In der germanischen Mythologie der Gott des Lichts und der Sonne.
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