Langsam beginnt sich die Starre des Winters zu lösen. In der Natur und in den Herzen der Menschen setzt ein zartes Tauwetter ein.
Zuerst nur ganz leise kündigt sich dem aufmerksamen Beobachter ein geheimnisvolles Erwachen an: Die Säfte in den Bäumen beginnen zu steigen, und ihre Stämme schimmern oft in einem silbrigen Glanz. Aus den wenigen Farben des Winters – Weiss und Schwarz – gewinnen die kleinen Nuancen eine unerwartete Lebendigkeit und legen einen geheimnisvollen Schleier über die Wirklichkeit. Ein unsichtbares Feuer der Erneuerung durchdringt das Leben, und der Tauwind lockert die Erstarrung, um Platz für das Wachsen zu schaffen.
Während die Natur sich langsam darauf vorbereitet, ihr buntes Kleid wieder anzulegen, tragen die Menschen Masken, um die Krusten ihrer Seele zu durchbrechen und lange Aufgestautes einmal auszuleben. In den uralten Fasnachtsbräuchen steckt eine tiefe Weisheit. Das «Ausleben» hat einen psychologischen Sinn: Es soll die Menschen seelisch befreien und auflockern, damit sie nicht die alten Lasten des vergangenen Jahres mit sich schleppen, die neues Wachstum ersticken könnten.
Die Fasnacht, oder auch Karneval genannt (vom Lateinischen «carnem levare» – das Fleisch weglegen), ist ein Fest mit vorchristlichen Wurzeln. Es ist ein Vorfrühlingsfest, ähnlich den alten griechischen Feierlichkeiten zu Ehren des Weingottes Dionysos. Wenn draussen noch der Winter herrscht, aber der Frühling sich bereits im Verborgenen ankündigt, sollen die bösen Geister, die das Wachsen verhindern, mit Lärm und Umzügen vertrieben werden. Ruten, Stöcke und Pritschen, mit denen man die Menschen symbolisch «schlägt», stehen für die fruchtbringende Lebensrute.
Die Frau als Symbol der Fruchtbarkeit steht oft im Mittelpunkt der Fasnachtsbräuche. So wie die Natur zu dieser Zeit wiedergeboren wird, sollen auch die Frauen in der «Altweibermühle», einem beliebten Motiv bei Fasnachtsumzügen, verjüngt werden. In dieser Zeit, in der die Natur langsam erwacht, sollte auch menschliche Unfruchtbarkeit bestraft werden. Eine solche Strafe war die «Moosfahrt», bei der alte Jungfern und Junggesellen – dargestellt durch Masken – auf einem Wagen abgeholt und unter Spottversen und humorvollen Strafpredigten auf das «unfruchtbare Moos» verbannt wurden.
Ein weiterer beliebter Brauch ist das «Begraben der Fasnacht» oder das «Tod-Austragen», bei dem eine Strohpuppe, die den Winter oder die Winterdämonen symbolisiert, unter lustigem Zeremoniell begraben wird. An vielen Orten wird auch eine Puppe verbrannt, und im Graubündner Oberland findet man das «Zersägen der Alten», bei dem im Wirtshaus eine Strohpuppe, «Frau Winter», symbolisch zersägt wird. In anderen Gegenden wurde der «Winter» sogar enthauptet.
Obwohl viele dieser alten Volksbräuche heute verschwunden sind, lebt in der Fasnachtszeit das uralte Volkstum weiter, wie kaum zu einer anderen Zeit im Jahr.
Mit der Fastenzeit beginnt dann die Vorbereitung auf Ostern, auf das kommende neue Leben und die Auferstehung. Doch das Fasten hat nicht nur religiöse Bedeutung. Es ist auch eine körperliche Selbstreinigung, eine Art Frühjahrskur, die den Körper reinigt und ihn für die kommenden Aufgaben stärkt. Der Organismus, der «an sich selbst zehrt», wird von den Schlacken des Stoffwechsels befreit und wieder neu belebt.
Im Februar zeigt sich erneut die tiefe Verbindung zwischen der Welt und dem Menschen, zwischen dem Makrokosmos der Natur und dem Mikrokosmos unseres Daseins. Auch wenn wir modernen Menschen dieses Wissen oft vergessen haben, entziehen können wir uns diesem ewigen Rhythmus nicht.
Erklärungen zu den Begriffen:
- Tauwind: Ein milder Wind, der im späten Winter das Eis und den Schnee zum Schmelzen bringt und den Boden für neues Wachstum auflockert.
- Fasnacht/Karneval: Ein Vorfrühlingsfest mit tiefen, vorchristlichen Wurzeln, das dem Ausleben und Vertreiben des Winters dient und auf den Beginn der Fastenzeit vorbereitet.
- Altweibermühle: Ein Symbol des Fastnachtsbrauchtums, in dem Frauen symbolisch verjüngt werden, als Zeichen des kommenden neuen Lebens.
- Moosfahrt: Ein alter Brauch, bei dem Junggesellen und Jungfern, symbolisiert durch Masken, für ihre Unfruchtbarkeit bestraft und auf «unfruchtbares Moos» verbannt wurden.
- Tod-Austragen: Ein Brauch, bei dem der Winter symbolisch in Form einer Strohpuppe beerdigt oder verbrannt wird, um Platz für den Frühling zu machen.
- Fastenzeit: Die Zeit der Vorbereitung auf Ostern, die auch der körperlichen und seelischen Reinigung dient und den Übergang vom Winter zum Frühjahr markiert.
Also ich han mini Frau a dä Fasnacht kenneglernt (in Holderbank SO). Und mir sind hüt no zäme. Ich bi glücklich und hoff – mini Frau au.