John Mayall, eine Ikone des Blues, ist am 22. Juli 2024 von uns gegangen.

Sein Tod brachte mir Erinnerungen zurück, insbesondere an das Konzert, das ich 1983 mit John Mayall and the Bluesbreakers in Basel veranstaltet habe. Diese Tournee war besonders, da auch Mick Taylor, ehemaliger Gitarrist der Rolling Stones, mit von der Partie war. Als grosser Fan der Bluesmusik war ich begeistert, doch die Realität hinter den Kulissen war weit weniger glamourös, als ich es mir vorgestellt hatte.

Die Vorbereitung: Erste Anzeichen von Schwierigkeiten

Schon die Vorbereitungen für das Konzert liessen erahnen, dass dieser Abend alles andere als reibungslos verlaufen würde. Das Management von John Mayall hatte uns im Vorfeld eine ellenlange Liste von Anforderungen geschickt, die uns buchstäblich zum Schwitzen brachten: kalte Chicken Wings, eine spezielle Marke Whisky nebst vielen anderen Wünsche. Diese Wünsche schienen ungewöhnlich, aber in der Welt der Rockmusik sind extravagante Anforderungen nicht unüblich. Wir organisierten also alles wie verlangt.

Der Tag des Konzerts: Chaos im Backstage-Bereich

Der Tag des Konzerts kam und mit ihm das Chaos. Kaum waren John Mayall und seine Band eingetroffen, begannen die Probleme. Mayall stellte plötzlich fest, dass er heisse Chicken Wings wollte, obwohl ausdrücklich kalte gewünscht waren. Die von mir angestellte Betreuerin wurde sofort losgeschickt, um heisse Chicken Wings zu besorgen. Der Whisky, den wir gemäss Rider bereitgestellt hatten, fand ebenfalls keine Zustimmung. Eine neue Marke musste her, und so machten wir uns erneut auf die Suche in Basel, um seine Wünsche zu erfüllen. Es war ein ständiges Hin und Her, und die Hektik hinter der Bühne war allgegenwärtig.

Mick Taylor: Ein Mann der wenigen Worte

Mick Taylor, im Gegensatz zu Mayall, war ein sehr introvertierter Mensch. Ich hatte die Gelegenheit, ein paar Worte mit ihm zu wechseln. Doch als ich das Thema auf die Rolling Stones lenkte, verschwand er wortlos mit seiner Gitarre in den Ruheraum. Es war klar, dass er wenig Lust hatte, über seine Vergangenheit mit den Stones zu sprechen. Sein Verhalten war ruhig und zurückgezogen, fast als wollte er sich von all dem Trubel abkapseln.

Die Extrawünsche: Eine fast unmögliche Herausforderung

Neben den kulinarischen und alkoholischen Anforderungen gab es noch eine besonders heikle Bitte: Kokain für einen der Musiker. Dies war nicht nur moralisch, sondern auch logistisch eine Herausforderung. Glücklicherweise war unser Chef-Roadie ein Mann mit vielen Kontakten und konnte diese ungewöhnliche Bitte erfüllen. John Mayall machte keinen Hehl daraus, dass er nicht auftreten würde, sollten wir seine Anforderungen nicht erfüllen können. Der Druck war enorm, und die gesamte Organisation stand auf Messers Schneide.

Der Auftritt: Ein glanzloser Abend

Der Auftritt selbst war enttäuschend. Trotz all der Bemühungen hinter den Kulissen schien John Mayall lediglich sein Programm abzuspulen. Es fehlte die Energie und das Engagement, die ich von einem Musiker seiner Klasse erwartet hatte. Zu meiner Enttäuschung gab es keine Zugabe. Kaum war das letzte Stück gespielt, verschwanden Mayall und seine Musiker ohne ein weiteres Wort.

Die Garderobe: Das Chaos nach dem Konzert

Nach dem Konzert erwartete uns eine weitere unangenehme Überraschung: Die Garderobe war in einem desaströsen Zustand. Es war klar, dass Mayall und seine Crew wenig Rücksicht auf die Veranstaltungsorte nahmen. Dieser Anblick hinterliess bei mir einen bitteren Nachgeschmack. Ein solcher Mangel an Respekt war enttäuschend und trübte meine ohnehin schon schlechten Erinnerungen an den Abend.

Eine Lektion in Geduld und Realität

Rückblickend war dieses Konzert eine wichtige Lektion für mich. Es zeigte mir die oft unangenehme Realität hinter den Kulissen der Musikindustrie. Trotz meiner Bewunderung für John Mayall als Musiker konnte ich den Abend nur als enttäuschend und stressig in Erinnerung behalten. Seine Arroganz und die absurden Forderungen sorgten dafür, dass ich wenig Positives aus dieser Begegnung mitnahm.

Mick Taylor hingegen, obwohl introvertiert und zurückhaltend, hinterliess einen weniger negativen Eindruck. Seine Abneigung, über die Rolling Stones zu sprechen, war nachvollziehbar, und er schien die Hektik und den Trubel um ihn herum einfach vermeiden zu wollen.

Eine unvergessliche Erfahrung

Obwohl ich John Mayall für seine musikalischen Errungenschaften respektiere, bleibt mir die Begegnung mit ihm als ein Beispiel dafür im Gedächtnis, dass nicht alle Idole den Erwartungen entsprechen, die man an sie hat. Manchmal sind die Geschichten hinter den Kulissen weit spannender und lehrreicher als die Shows auf der Bühne. Diese Erfahrung hat mir gezeigt, wie wichtig es ist, sich nicht von der Fassade blenden zu lassen und immer auf das Wesentliche zu achten: den Respekt und die Menschlichkeit im Umgang miteinander.

In Erinnerung bleibt mir dieser Abend in Basel nicht wegen der Musik, sondern wegen der chaotischen und stressigen Ereignisse, die ihn prägten. Eine Erinnerung, die mir auch heute noch Kopfschütteln entlockt.

 

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