Ein Wirtschaften auf Pump

Wirtschaftswachstum wird heute weltweit durch Schulden angetrieben. Warum dieses Modell an Grenzen stösst – und welche Alternativen denkbar wären.

Wirtschaft muss wachsen – immer. Diesen Grundsatz wiederholen Ökonominnen und Ökonomen, Politiker und Medien wie ein Mantra. Aber was steckt eigentlich dahinter?

Woher kommt unser Wohlstand?

Nicht nur Innovation, nicht bloss Handel: Den Grossteil unseres Wachstums verdanken wir Krediten. Schulden sind Alltag und Motor – in Unternehmen und Haushalten, aber auch im Staat.

«Die ökonomische Realität beginnt nicht mit dem Tausch, sondern mit dem Versprechen.»
(in Anlehnung an David Graeber)

Die Schweiz, ein sauberes Schuldparadies?

Oberflächlich scheint alles in bester Ordnung: Unsere Staatsschulden bleiben gering, die Wirtschaft floriert. Doch die Schulden verstecken sich andernorts – in Hypotheken, Unternehmensverpflichtungen und in den gigantischen Bilanzsummen der Nationalbank.

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) beispielsweise hält aktuell über 700 Milliarden Franken in Fremdwährungsreserven – ermöglicht durch neu geschaffenes Geld. Als sich die Märkte 2022 drehten, entstand ein rekordhoher Verlust. Das Argument der Expertinnen und Experten: Eine Notenbank kann nicht pleitegehen. Das stimmt – jedoch verschwinden die Verluste nicht, sie werden verlagert: auf Sparer, Steuerzahler und künftige Generationen.

Schulden bestimmen das Spiel

Warum akzeptieren wir Franken als Geld? Weil der Staat vorschreibt, dass nur mit Franken Steuern bezahlt werden dürfen. Dieses Prinzip – «Steuergeld» – prägt unsere Wirtschaftsordnung massgeblich. Ohne einen funktionierenden Schuldenkreislauf, in dem ständig neue Verpflichtungen entstehen, funktioniert das System nicht.

Wenn das Kartenhaus wackelt

Gerät die Wirtschaft ins Wanken, übernimmt der Staat die Rettung. Das geschah nicht erst 2023 bei der Credit Suisse – auch 2008 während der globalen Finanzkrise sowie 2020 in der Corona-Pandemie wurde mit riesigen staatlichen Programmen nachgebessert: Liquiditätsspritzen, Notkredite, Bürgschaften. Die offizielle Begründung lautete stets: «Systemrelevanz sichern». In Wirklichkeit wurde ein fragiles Schuldengerüst vor dem Einsturz bewahrt.

Dauer-Kredit statt Sparbüchse

Unser Alltag: konsumieren, auf Kredit leben, weiterwachsen. Sparsamkeit hat in dieser Systemlogik kaum mehr Platz. Wer spart, dämpft die Konjunktur und gefährdet das Wachstum. Die nächste Krise scheint stets nur eine Frage der Zeit.

Wird das Spiel zu riskant, wird gerettet, refinanziert, umgeschuldet. Jede Krise erhöht letztlich die Bilanzsummen, verschiebt die Grenzen «tragbarer» Verschuldung weiter nach oben. Am Ende zahlt die Gesellschaft – als Steuerzahler, Konsumenten oder Rentner.

Klein, aber abhängig: Das Schweizer Dilemma

Die Schweiz verteilt ihre Schulden intelligent, wirkt stabiler als viele andere Länder. Doch global kann sie sich der Verschuldungsdynamik kaum entziehen. Wenn die Schuldenmärkte in Europa und den USA in Bewegung geraten, muss auch die Schweiz reagieren, um ihre Exportstärke zu sichern.

Utopie oder Notwendigkeit?

Was wäre, wenn ein System nicht mehr auf immer neuen Schulden basierte? Könnten wir nachhaltiger wirtschaften und unseren Wohlstand sichern? Diese Fragen brauchen neue Ideen, Mut und eine offene gesellschaftliche Diskussion.

Kenneth Boulding:
«Anyone who believes exponential growth can go on forever in a finite world is either a madman or an economist.»

Wie stehst du zum Schuldenmodell unseres Wohlstands? Diskutiere mit in den Kommentaren!

 

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Ich bin Hanspeter Gautschin, Erzähler und Autor von BodeständiX – Geschichten, die bleiben.

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