Es war einmal ein Königreich, dessen Volk von tiefer Armut durchdrungen war, und dessen Herrscher, ein weiser und kluger Monarch, sich der Sorgen und Nöte seiner Untertanen bewusst war.

Die Bürger, gebeugt von Not und Elend, betrachteten ihren Herrscher mit Furcht und Misstrauen. Der Glanz des königlichen Palastes stand in scharfem Kontrast zur Düsternis der Gassen, in denen die Bevölkerung darbte.

Eines Tages, als die Sonne über den Türmen der Stadt aufging und die ersten Strahlen das Pflaster des Stadtplatzes küssten, liess der König alle Bewohner zusammenrufen. Die Stadtmenschen, durch ihre harten Lebensbedingungen abgestumpft, versammelten sich, die Falten der Sorge tief in ihre Gesichter gegraben. Eine Atmosphäre des Unbehagens lag schwer über ihnen, als sie auf die Worte des Königs warteten.

Mit einer königlichen Erhabenheit, die nur das blaue Blut verleihen konnte, erhob der König seine Stimme:

«Höret, meine treuen Untertanen! Unter euch lebt ein Kind, das mein eigenes Blut in seinen Adern trägt. Ihr wisst nicht, welches es ist, und ich werde euch nicht verraten, wer mein Erbe in sich trägt. Doch seid gewarnt: Sollte meinem Kind Unrecht widerfahren, werde ich den Schuldigen unerbittlich zur Rechenschaft ziehen.»

Nach dieser Verkündigung zog sich der König in die sicheren Mauern seines Palastes zurück, doch seine Worte hallten lange nach. Ein Schleier der Unsicherheit legte sich über die Stadt. Die Bürger, von Furcht und der Unsichtbarkeit des königlichen Erben getrieben, begannen, jedes Kind mit der Sorgfalt und Ehrerbietung zu behandeln, die eines königlichen Blutes würdig war.

Jahre vergingen, und aus den Kindern wuchsen Erwachsene heran, die ihrerseits Kinder zur Welt brachten. Die Stadt, einst ein trostloses Bild der Verwahrlosung, verwandelte sich in ein leuchtendes Beispiel für Wohlstand und Fortschritt. Krankenhäuser erhoben sich, Schulen öffneten ihre Türen für wissbegierige Schüler, und eine grosse Bibliothek, gefüllt mit dem Wissen der Welt, stand als Zeugnis der intellektuellen Blüte.

Der König, nun alt und gebeugt, blickte mit einem Lächeln der Zufriedenheit auf sein Werk. Die einstigen Schatten der Armut waren verflogen, und in den Strassen herrschte Freude und Zufriedenheit. Die Lektion des Königs hatte die Herzen seiner Untertanen verwandelt, und das einst verborgene Königskind hatte, durch die unsichtbare Hand des Respekts und der Güte, die Stadt zu einem Ort des Friedens und der Hoffnung gemacht.

Und so lebten die Menschen in Glück und Harmonie, nicht weil sie wussten, wer das Königskind war, sondern weil sie alle, in ihren Herzen, ein Stück königlicher Würde trugen.

 

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