Es war einmal ein junges Paar, das in ein neues Haus zog. Am ersten Morgen, während sie beim Frühstück sassen, bemerkte die junge Frau, wie ihre Nachbarin draussen die Wäsche aufhing.

«Schau mal,» sagte sie zu ihrem Mann, «diese Wäsche ist aber nicht sehr sauber. Sie weiss wohl nicht, wie man richtig wäscht. Vielleicht sollte sie mal ein besseres Waschpulver benutzen.»

Ihr Mann schaute hin, sagte aber nichts.

Jedes Mal, wenn die Nachbarin ihre Wäsche zum Trocknen aufhing, machte die junge Frau dieselben Bemerkungen: «Die Wäsche ist immer noch schmutzig. Ich frage mich, wann sie endlich lernt, richtig zu waschen.»

Ein Monat verging. Eines Morgens, als die junge Frau wieder beim Frühstück sass, war sie überrascht, die Wäsche der Nachbarin sauber und strahlend auf der Leine hängen zu sehen. «Schau mal,» sagte sie zu ihrem Mann, «sie hat endlich gelernt, richtig zu waschen. Ich frage mich, wer es ihr beigebracht hat.»

Ihr Mann lächelte und antwortete: «Ich bin heute Morgen früh aufgestanden und habe unsere Fenster geputzt.»

So ist es auch im Leben, meine Lieben. Was wir sehen, wenn wir andere beobachten, hängt von der Klarheit des Fensters ab, durch das wir blicken. Seid also nicht zu schnell im Urteilen über andere, besonders wenn euer Blick auf das Leben durch Wut, Eifersucht, Negativität oder unerfüllte Wünsche getrübt ist.

Denn jemanden zu verurteilen, definiert nicht, wer er ist. Es definiert, wer du bist.

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