April – Der Monat des Wandels

Nun liefert der Winter sein letztes Gefecht. Doch auch wenn sich seine Rückzugsgefechte manchmal in heftige Schlachten verwandeln, ist sein Kampf letztlich vergeblich. Zwar erfrieren viele zarte Knospen, doch der April stellt die Natur auf die Probe: Was zu schwach ist, vergeht, während das Stärkere überlebt und für das kommende Jahr erstarkt.

Zwischen Kälte, Regen und Sonnenschein treibt alles aus, was sich lange im Verborgenen entwickelt hat. Sobald die Knospen aufspringen, entfalten sich die ersten grünen Blätter und wachsen innerhalb weniger Tage fast zu ihrer vollen Grösse heran. Plötzlich stehen die einst kahlen Büsche, Buchen und Wälder in frischem Grün, und die Natur beginnt ihr grosses, kraftvolles Atmen.

Daher wird der April oft als der «Öffner» der Natur betrachtet – möglicherweise leitet sich sein Name vom lateinischen aperire (öffnen) ab.

Die Rückkehr des Lebens

Nun kehren die Schwalben aus dem Süden zurück, ebenso der Mauersegler, der auf seinen rasanten Flügen Hunderte von Kilometern nach Nahrung sucht. Einst glaubte man, dieser Vogel sei ein verzauberter Teufel. Bald darauf treffen auch Grasmücken, Rohrsänger und die Nachtigall ein. Und natürlich ist auch der Kuckuck wieder da – der alte Gauch, der seine Eier in fremde Nester legt und die Aufzucht seinen unfreiwilligen Wirtsvögeln überlässt.

Doch der Kuckuck gibt noch weitere Rätsel auf: Er zieht alleine in den Süden, weder in Schwärmen noch paarweise, und das wohl Merkwürdigste ist, dass die Jungvögel – die den Weg noch nie geflogen sind – den Zug anführen.

Mitte April sind die meisten Zugvögel zurück. Überall regt sich nun geschäftiges Leben: Die Vögel bauen ihre Nester, in Teichen und Tümpeln laichen Fische und Frösche, und unzählige Kaulquappen rudern quirlig durch das Wasser. In der Luft tanzt der erste Zitronenfalter, während Tulpen und Narzissen in voller Blüte stehen.

April, April – Der Monat des Scherzes und der Magie

Der April beginnt mit Scherz und Schabernack. In fast allen europäischen Ländern ist der 1. April als «Narrentag» bekannt, an dem man Mitmenschen «in den April schickt». Der Ursprung dieses Brauchs ist ungewiss: Manche vermuten, dass er durch das launische Wetter inspiriert wurde, das den Menschen zum Narren hält. Andere führen ihn auf den Geburtstag von Judas oder gar auf das römische Narrenfest der Quirinalien oder das indische Holi-Fest zurück. Auch ein historisches Ereignis könnte Pate gestanden haben: Beim Augsburger Reichstag von 1530 wurden am 1. April viele Spekulanten durch falsche Versprechungen hereingelegt.

Am 21. April tritt die Sonne in das Sternbild des Stiers – für die Bauern beginnt damit die Zeit des Pflügens. Zwei Tage später, am Georgstag (23. April), werden in manchen Regionen noch immer Pferde gesegnet. Auch Kartoffeln werden nun in die Erde gelegt.

Die Walpurgisnacht – Zwischen Aberglaube und Frühlingszauber

Während der 1. April mit Scherzen beginnt, endet der Monat mit Magie und Spuk: In der Nacht zum 1. Mai wird die Walpurgisnacht gefeiert. Der Volksglaube erzählt, dass in dieser Nacht Hexen auf ihren Besen durch die Lüfte zum Brocken reiten, um dort ihren Hexensabbat abzuhalten.

Dieser Mythos spiegelt die Sorgen der Menschen wider: Das Wetter könnte noch einmal umschlagen und die jungen Pflanzen gefährden. Ein solcher Rückfall wäre im Mai noch verheerender als im April.

Der April lehrt uns eine universelle Wahrheit:

«Was dauern will, muss überdauern
manch harte Frost und Pein;
doch in den Qual- und Regenschauern
wächst herb’re Frucht zu vollerm Sein.»

Erklärungen zu den Begriffen:

  • Aperire (lateinisch): Bedeutet «öffnen». Der Name «April» könnte davon abgeleitet sein, da sich in diesem Monat die Natur entfaltet.
  • Mauersegler: Ein faszinierender Vogel, der fast sein ganzes Leben in der Luft verbringt. Er schläft, frisst und paart sich im Flug und kann dabei weite Strecken zurücklegen.
  • Nestschmarotzertum (Kuckuck): Der Kuckuck legt seine Eier in fremde Nester und überlässt anderen Vögeln die Aufzucht. Das Kuckucksküken wirft oft die anderen Eier oder Jungvögel aus dem Nest, um allein gefüttert zu werden.
  • Narrentag (1. April): Der Brauch, Menschen in den April zu schicken, existiert in vielen Ländern. Die Ursprünge sind unklar, es gibt religiöse, historische und wetterbedingte Erklärungsansätze.
  • Georgstag (23. April): Ein christlicher Gedenktag zu Ehren des Heiligen Georg. In ländlichen Regionen werden an diesem Tag oft Pferde gesegnet, da Georg als Schutzpatron der Bauern und Reiter gilt.
  • Walpurgisnacht (30. April – 1. Mai): Eine mythische Nacht, in der Hexen angeblich zum Brocken (Harz) fliegen, um ein geheimes Fest zu feiern. Dieser Volksglaube symbolisiert die Angst vor Wetterumschwüngen, die die jungen Pflanzen noch einmal gefährden könnten.

 

 

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Ich bin Hanspeter Gautschin, Erzähler und Autor von BodeständiX – Geschichten, die bleiben.

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